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Die Krakau. 4 9 9
hatte, zuerst im J. 1481 zu einem Neutralitätsvertrag bezüglich all seiner Burgen
(Murau, Stein, Schallaun und Weinburg in Steiermark, dann Treffen und Seltenheim
in Kärnten) später jedoch übergab Niclas v. Liechtenstein (1487) den Ungarn Murau
gegen die Bedingung seinen Besitz nicht zu schädigen und die Stadt sammt den
Schlössern Murau und Grünfels nach dem Tode Corvinus ihm zurückzugeben,
worauf die Ungarn unter Hauptmann Jörg Zyschwitz Murau besetzten. Als Befehls-
haber nach Murau ernannte dann der Kaiser seinen treuen Feldhauptmann Balthasar
v. Thannhausen, Pfleger von Liechtenstein, welchem die Bürger den Eid der Treue
schwören mussten. Doch schon 1491 erhielt Niclas von Liechtenstein seine Freiheit
und 1494 auch seine Güter wieder zurück. Dieser Nicolaus II. von Liechtenstein
war mit Anna von Stubenberg vermählt und hatte 8 Kinder. Im J. 1491 mussten
auf kaiserlichen Befehl die Brücken in Murau hergestellt werden, doch wurde dafür
die Einhebung einer Mautgebühr bewilligt. Am 10. Jänner 1492 erlaubt Kaiser
Friedrich den Murauern mit Bezug auf ihr Eisenniederlagsrecht eine Niederlagstätte
•einzurichten, sowie am 10. Februar einen neuen Jahrmarkt am Tage der Kreuz-
•erhöhung.
Im gleichen Jahre brannte ein großer Theil von Murau ah.
Am 28. December 1491 erhielt Murau noch von Friedrich ein neues Stadt-
wappen, einen getheilten Schild mit dem österreichischen Wappen in einem, und
dem steirischen im anderen Felde.
Im J. 1525 besetzten die aufrührerischen Bauernscharen aus dem Lungau
die Stadt und machten sie zu ihrem Hauptquartier, doch zwang Thannhausen die-
selben bald wieder zum Abzüge.
Im J. 1565 heiratete Anna Neumann*) verwitwete Freiin von Thannhausen,
Christof Herrn von Liechtenstein zu Murau, steirischen Obersterbkämmerer und
kärntischen Oberstlandmarschall. Christof starb 1580 als letzter Liechtenstein auf
Murau, wo fortan die Neumannin bis zu ihrem Tode 1623 gebietet, worauf die Herr-
schaft an die Schwarzenberg fällt.
Die Neumannin war Protestantin, ebenso neigte die Bürgerschaft der neuen
Lehre wie überall rasch zu. Als Pastor war ein geAvisser Salomon Eyinger bestellt,
his die anfangs April 1600 in Murau erschienene Gegenreformationscommission
die Bevölkerung wieder zum katholischen Glauben zurückführte. Die Schlossherrin
auf Murau blieb jedoch bis zu ihrem Tode im J. 1623 Protestantin. Dagegen war
ihr 6. Gemahl, Graf Ludwig Schwarzenberg, ein eifriger Katholik, denn er gründete
1643—45 das Kapuzinerkloster vor den Stadtthoren.
Im J. 1715 verursachten die sogenannten Tabaküberreiter im Bezirke Murau eine
große Erregung unter der Bauernschaft, und zwar dadurch, dass sie ganze Pakete
verbotenen Tabakes auf die Straße hinlegten. Wenn nun die Bauern die Pakete auf-
hoben, wurden sie von den Überreitern überfallen und als Schwärzer vor das
'Murauer Gericht geführt. Als die Bauern endlich den Vorgang merkten, rotteten
sich dieselben zusammen und zogen bewaffnet nach Murau, um den Tabakcommissär
„ein wenig todtzuschlagen". Dieser war jedoch außer der Stadt und flüchtete ins
K apuzinerkl o ster.
Da der Stadtrichter keine Mannschaft zur Hand hatte, so begab er sich
zum Herrschaftsverwalter, um Hilfe einzuholen. Dieser griff nun zu dem alten,
aber probaten Mittel, die Bauern mit Wein tüchtig zu tractieren, und sie mit Ver-
sprechungen zu beruhigen, während gleichzeitig Eilboten zur Bequirierung militärischer
Hilfe abgesandt wurden. Die Bauern betranken sich wacker und zogen tags darauf
mit schweren Köpfen besänftigt ab. In kurzer Zeit langten hierauf einige Com-
pagnien Militär ein, die hei den Bauern als Strafe einquartiert wurden, während
die Rädelsführer in Arrest wanderten. Diese Mannschaft schleppte aber die Pest
ein, und am 5. Juli 1715 kamen die ersten Pestfälle vor. In dei Pfarre Murau
starben 92, in der Pfarre Ranten über 1000 (hier war zumeist da* Militär ein-
*) Der im fürstl. Centraiarchive dermal in Krumau verwahrte Orig. Heirats-
vertrag des Herrn Christof von L. mit der Frau Anna trägt angeblich das Datum
10. Jänner 1565, nach der Grabinschrift der Frau Anna soll diese Heirat im J.
1566 stattgefunden haben.
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Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918