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5 1 2 Die Krakau.
sogenannten „Kreuzfeichten", wo er sich nach zwei Richtungen hin abzweigt.
Der rechtsseitige, bequemere, aber dafür etwas weitere Weg führt fortwährend
im Walde bis zur (zweiten) Hütte. Der Weg nach links ist etwas steiler,
bietet aber dafür mehr Abwechslung. Derselbe zieht sich an großen Kohlen-
meilern vorüber im tiefen Schatten des Waldes bis zur sogenannten Moos-
almhütte, auch erste Frauenalmhütte genannt. Hier verlässt man den Wald,
um auf nur spärlich mit Bäumen bewachsenem Alpenboden bis zur nunmehr
immerfort vor Augen liegenden zweiten Hütte (3 Stdn.) zu gelangen.
Unmittelbar vor dieser hört der Baumwuchs gänzlich auf; man siebt
ringsherum in weiter Ferne eine Bergesspitze nach der anderen hervor-
treten, und auf sanft ansteigendem, moosigen Alpenboden zwischen Rhodo-
dendrongesträuch und Speikpflanzen vorwärts schreitend gelangt man
endlich zur höchsten Spitze der Frauenalpe, die durch ein „Steinmandl"
markiert ist.
Um die Aussicht von der Spitze zu charakterisieren, sei erwähnt,
dass sieb im S. die Karawanken, im W. die Tauern, im N. die Ennsthaler-
alpen mit allen ihren Yorbergen dem Auge des Beschauers darbieten.
Wendet man aber den Blick nach unten zu, so siebt man ein gar freund-
liches Bild vor sich ausgebreitet. In weiter Ausdehnung kann man das
obere Murthal verfolgen in seinem Immergrün, durchschlängelt von der
Mur gleich einem Silberbande, besäet mit Ortschaften und Gehöften, die
theils im Walde, theils weit hinauf an den Berglehnen liegend, bell aus
dem dunklen Walde hervorleuchten. Aber auch tief in die Seitenthäler
gewinnt man einen Einblick, und gar manche Schlucht, vom schäumenden
Gebirgsbach durchzogen, thut sich vor unsern Augen auf; solche Bilder
bietet vor allem der Blick in die Krakau, ins Seethal und gegen S. in
die Fladnitz. Gerade der Ausblick in die Thäler ist es, welcher die Frauen-
alpenpartie zu einer sehr lohnenden macht und zeigt, dass dieses sonst so-
arme Stückchen Land reich an Naturscbönbeiten und dass dieses sonst von
allen vergessene Ländchen von der Mutter Natur nicht vergessen ist.
Murau-S t . Lambrecht . 3 Stdn. Über die untere Murbrücke*
dann 1. hinan längs der Berglehne mäßig ansteigend, bis sich nach 30 Mtn.
die Straße ebnet; nach 15 Mtn. krönt die Höhe ein schönes Wegkreuz
vom J. 1631. Von hier hinab in das enge Waldtbal zum rauschenden
Lassnitzbach, welcher auf hober Brücke übersetzt wird. Nun zieht das
Sträßchen am r. Ufer des tosend dabinjagenden Baches mäßig steigend
fort und erreicht nach 45 Mtn. die Ortschaften Lassnitz mit zwei Kirchen,
wovon die eine in Kärnten und die andere in Steiermark liegt. Nun noch
30 Mtn. steigend bis zur ersten Höbe, dann mäßig ab- und wieder ansteigend,
erblickt man r. von der Straße den kleinen waldumscbatteten St. Lambrecbter
See, woselbst die Straße auf 1104 m die höchste Höhe erreicht, worauf
sie sich jäh durch ein enges Waldthal nach St. Lambrecht senkt.
2. Murau-Ran ten—Murau-Schöder je 2 Stdn. Die Bezirks-
straße zieht längs des Rantenbaches an den 1. in der Tiefe bleibenden
Eisenhämmern dahin und tritt alsbald in das einsame Waldthal des Ranten-
baches. Nach einer halben Stunde erblickt man 1. dicht ober der Straße-
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918