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5 3 6 Predlitz.
Das Kirchlein ist ein schlichter einschiffiger gothischer Bau aus der
ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts von 19*80 m Länge, 8*58 m Breite und
5 50 m Höhe im Schiffe, welchem sich der mit Kreuzgewölben versehene
Chor von 6*50 m lichter Länge und 4*75 m Weite vorlegt. Das In te r -
e s san t e der Ki rche l i eg t in der H o l z d e c k e des Sch i f fes ,
welche durch übereinandergelegte Latten gleichsam cassettiert ist. Diese
Latten theilen die Decke in 234 Felder, welche auf schwarzem Grund
immer eine lichte Bemalung zeigen. Als Mittelfigur auf dem Grunde der
Cassette erscheint in ornamentalem Rahmen bald eine Thiergestalt, ein
rosettenartiges Ornament oder ein Blütenzweig, aber alles streng gothisch
stilisiert. Die Altarbauten stammen aus dem 17. Jahrhundert, wahrscheinlich
auch der hübsche Apostelluster. An der Außenseite der Kirche zeigt sich
ein schon sehr schadhaft gewordenes Christophbild.
Bis 1787 war Predlitz eine Filiale von Stadl; erst in diesem Jahre
wurde es durch die josefinischen Reformen zum selbständigen Vicariate
erhoben. Die einclassige Volksschule dürfte jedoch weit später entstanden sein.
Dem Kirchlein gegenüber am jenseitigen Thalhang steht die Calvarien-
bergkirche. Im Dorfe befindet sich nächst der Brücke eine Kreuzkapelle und an
der Pfarrgrenze ein Wegkreuz, dessen Inschrift Zeit und Ursache der Errich-
tung meldet ; sie lautet : Zu Ehren der Dreifaltigkeit, Mutter Anna, Sebastian
und Rochus, errichtet im Pestjahre 1715.
In Predlitz wurde am 13. Mai 1733 als Sohn des k. k. Zolleinehmers
Anton Schäffer, J o h a n n An ton S c h ä f f e r , spä th in R e i c h s r i t t e r
von S c h ä f f e r s f e l d , geboren. Schon im Alter von sieben Jahren ver-
waist, legte Sch. zu Murau, Leoben und Graz seine Volksschul- und
Gymnasial-Studien zurück, fast immer in den kümmerlichsten Verhältnissen
lebend, um nach Absolvierung der juridischen Facultät zuerst bei einem
Advocaten Praxis zu nehmen, worauf er sich seinem Berufe als herr-
schaftlicher Rentbeamter zuwandte. In dieser Eigenschaft kam er nach
einigen Herrschaften, verehelichte sich sodann 1758 mit Fräulein Therese
Nagler aus Graz, seiner alten Jugendliebe, und wurde, kaum 26 Jahre alt,
als Hofrichter bei dem adeligen Nonnenstifte zu Goeß angestellt. Seine
rastlose Thätigkeit zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Verhältnisse,
nicht nur der Stiftsherrschaft, sondern von ganz% Steiermark, sowie seine
gewinnenden gesellschaftlichen Eigenschaften im Vereine mit einem geraden
rechtschaffenen Charakter, zogen schon früh die Aufmerksamkeit maßgebender
Kreise auf Schäffer und führten zu dem Resultate, dass Sch. im 34. Lebens-
jahre von der Kaiserin Maria Theresia ddo. Wien am 6. Juli 1767 in den
Reichsritterstand mit dem Prädicate von Schäffersfeld erhoben wurde.
Nach Aufhebung des Stiftes 1782 wurde Sch. unter Ernennung zum
kaiserlichen Rathe als Vice-Administrator der neugeschaffenen Leitung der
Inneröst. Staatsgüter-Administration berufen, einer hohen und einflussreichen
Stellung, welche Sch. reichlich Anlass bot, sein organisatorisches Talent
zu, bethätigen und die von ihm auch durch Preisschriften angestrebten
wirtschaftlichen Reformen durchzuführen. Sch. starb am 11. October 1790
an der Auszehrung nach längerem schmerzlichen Leiden. Von seinen Söhnen
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918