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Maria-Hof. 551
Einen Lichtpunkt in dem Abend seines Lebens bildete schließlich
die Verleihung des goldenen Verdienstkreuzes mit der Krone, 1883.
Im J. 1887 ließ das Sehvermögen des Greises völlig nach und
diese Erkenntnis brach sich oft in einem Thränenstrom Bahn. Dem Laufe
der Sonne folgend, sah man oft den greisen Forscher bald hier, bald dort
am Rasenhang des Kirchbühels oder auf einem Grabeshügel sitzend, seinen
thränenfeuchten Blick auf die vor ihm ausgebreitete Hochfläche gerichtet,
die seit sechzig Jahren sein Forschungsgebiet war. Vergebens waren alle
Bemühungen des Stiftes St. Lambrecht, den Gelehrten zu einer Über-
siedlung in das Stift oder nach Graz zu bewegen, um den Rest seiner
Tage in Ruhe zu verbringen; ihm, dem Naturfreunde erschienen die Kloster-
hallen wie dumpfe Kerkermauern.
Am 2. Jänner 1892 beschloss ein sanfter Tod das Leben des edlen
Priesters. Blasius Hanfs Andenken wird immer mit Maria-Hof verbunden
bleiben und seine Arbeiten werden immer die Grundlage aller Werke über
die Vogelkunde Steiermarks bilden.
Umgebung. Westlich von Maria-Hof breitet sich ein interessantes,
von bewaldeten Hügelrücken durchschnittenes Hochland aus, in welchem
mehrere große Stiftsteiche eingebettet sind. Der größte dieser Teiche ist
der sogenannte Furtnerteich, welcher seit 1503 mit Stein im stiftischen
Besitz ist. Vom 6. Mai 1737 bis 30. Juli 1739 wurde er unter Leitung
des Stiftskämmerer P. Sulzer von Maria-Hof mit einem Aufwände von
5000 fl. vergrößert, es waren täglich 130 Arbeiter beschäftigt. Unweit
dieses großen Teiches, welcher für das Einfallen der vielen Zugvögel be-
sonders wichtig ist, befinden sich im Waldesdunkel die drei Säulen des a l t en
Hochger ich tes . Am Ufer des Teiches ist ein Denkmal für P.Blasius
Hanf projectiert.
1. Ö. von Maria-Hof zieht der enge Hoferdorfgraben herab, welchen
ein etwa 10 Mtn. vom Dorfe entfernter hübscher Wasserfall schmückt.
2. S. von Maria-Hof führt ein sehr schöner Waldweg in den pitto-
resken Naturpark des Schlosses Pichl und weiter nach Neumarkt in 1 % Stdn.
3. Dicht neben der Station St. Lambrecht befindet sich die soge-
nannte Hunge r l acke , die manches Jahr verschwindet, dann aber wieder
erscheint und sich zu einem großen Teiche ausdehnt, auf welchem seltene
Zugvögel einkehren. Das Verschwinden dieser Lacke, auf welcher im Winter
Eis geschossen, im Sommer aber gemäht wird, wird als Anzeichen einer
schlechten Ernte betrachtet.
4. Eine halbe Stunde von der Station in s. Richtung liegt der ma-
lerisch zwischen großen Teichen sich ausdehnende Sch los sbaue r ho f,
das ehemalige Schloss O b e r d o r f , welches heute, der reichen Vertäfe-
lungen beraubt, in seinem halb verfallenen Zustande mit den geborstenen
Thurmbauten kaum mehr ahnen lässt, dass hier der Sitz edler Geschlechter
war. Das Schloss soll von einem Teuffenbach im 16. Jahrhundert erbaut
worden sein, doch macht es sich weiter in der Landesgeschichte nicht
bemerkbar. Heute im bäuerlichen Besitz, dient es ganz landwirtschaftlichen
Zwecken. In den Teichen wird künstliche Fischzucht betrieben.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918