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Stein. 553
die hellgrauen Kalkmauern der Karawanken in die Lüfte starren und
schließt zuletzt der Zug der Seethaler Alpen mit seinen braunen Schiefer-
massen die herrliche Rundschau.
Die Burg Stein hat wenig Außenwerke, dafür aber ein ganzes
System von Rundthürmen, welche sie zu einer der stärksten Vesten des
Landes machten ; fünf mächtige Rundthürme mit Zinnenkrönung und dop-
pelten Schusslöchern flankieren die äußeren hohen Zwingermauern, welche
mit Wehrgängen versehen sind. In einer Front von neun Fenstern erhob
sich sodann die drei Stock hohe Vorburg und wieder zwei Stockwerke höher
die eigentliche Hochburg, welche ein riesiger runder Thurm überragte. Die
ganze Burganlage (siehe Vischers Ansicht von 1680) zeigt, wie kein an-
deres Schloss Steiermarks so rein, den i t a l i en i s chen Burgens t i l ,
was wahrscheinlich auf den lebhaften Verkehr des Stiftes St. Lambrecht
mit Italien zur Zeit des Umbaues der Burg (1532) rückzuführen ist.
Mit Dietmar von Stein tritt 1131 zuerst ein gleichnamiges Ge-
schlecht auf, welches aller Wahrscheinlichkeit nach unser Ste in als Stamm-
burg erbaute. Nachdem aber alsbald mehrere gleichnamige Geschlechter um
diese Zeit (in Krain, Kärnten, Ennsthal) auftraten, so lässt sich die Reihen-
folge der von der Burg Stein ob Maria-Hof abstammenden Edlen v. Stein
schwer mit Sicherheit bestimmen.
Sicher ist, dass am Freitag nach dem Urbanstag 1503 die Brüder
Rudolf, Christoph und Achaz von Liechtenstein „das Geschloss Stein ob
Teuffenpach in Unser Lieben Frauen Pfarr zum Hof gelegen" um 3500 fl.
gegen Vorbehalt des Rückkaufrechtes dem Stifte St. Lambrecht verkauften.
Freitag nach Martini 1505 gab der Prälat noch 1500 fl. dazu aus be-
sonderer Freundschaft und zur merklichen Hilfe und Beförderung aus
ihren obliegenden Schulden, wogegen die in misslichen Verhältnissen lebenden
Liechtenstein auf das Wiederkaufsrecht Verzicht leisten mussten. Dieser
Kauf wurde zuerst von Kaiser Maximilian, und sodann am 19. Jänner
1524 von Ferdinand, Erzherzog von Österreich etc., bestätigt.
Im J. 1532 ließ Abt Valentin anlässlich der Türkengefahr und der
Bauernaufstände das Schloss stark befestigen und erhielt dasselbe damals
wohl die Gestalt, wie sie uns Vischer zeigt.
Später musste Stein oft verpfändet werden; so hatte es im Pfand 1563
ein Herr Wolf Haidenbucher für 2500 fl. (Schloss Stein mit stattlicher
Burghut und Zins). Später bis zum Abte Martin Alopitius (1599 — 1613)
hatte es der St. Lambrechter Hofrichter Steinbock. Nach dem Tode des
Abtes Heinrich Stattfeld, 1638, stand das Stift schuldenfrei da. Stein,
welches immer ein eigenes Amt bildete, wurde nun von einem Pfleger
verwaltet. Es war Sommerresidenz der Äbte, Aufenthalt der Patres wäh-
rend der Aderlasszeit (Aderlassferien) und der Cleriker an Ferialtagen.
Im J. 1715 zur Pestzeit war auch das ganze Studium heroben.*
Der Verfall der Burg datiert aus den sechzehn Jahren der Staats-
verwaltung nach Aufhebung des Stiftes, doch scheint auch ein durch Blitz-
schlag verursachter Brand zur raschen Zerstörung der Burg beigetragen
zu haben.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918