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Dritte Beobachtung.
Ein Bedienter auf einer Meierei befand sich seit zwei oder
drei Monaten übel. Mehr bekümmert wegen der Zuknnft, als
durch die gegenwärtigen Schmerzen beunruhigt, entschloß er sich,
Vier Meilen weil zu einem jener Quacksalber zn reisen, von denen
mau gewöhnlich sagt, daß sie alles heilen. Von diesem erhielt er
schwarze Nießwurz. Zu Hause gekommen, kochte er dieses Mittel
in Obstwein und trank davon ein Glas voll; sein Herr trank aus
Neugierdc ebe» so viel. Nach ^ Stunden fingen die Erscheinungen
eiuer Vergiftung auf eine beunruhigende Weise an, sich zu zeigen.
Jedoch waren die Unglücklichen weit entfernt, die traurigen Wir-
kungen vorauszusehen, deuen ihr blindes Zutrauen sie ausgesetzt
hatte. In der That glaubte der Bediente, welcher ohue Zweifel
die reißenden Schmerzen für nichts anderes als eine heilsame
Wirkung, um seine Krankheit zu tilgen, ansah, dieselbe unterstützen
zu müssen, uud trank noch ein zweites Glas von dem bereiteten
Tränke; aber die Zufälle, statt zu verschwinden, wurden immer
heftiger und heftiger; baldiges Erbrechen, mit darauffolgenden
Irrereden, sehr heftige Zuckungen nebst einer außerordeutlichen
Kälte, die nichts zu vermindern vermochte und endlich der Tod,
wareu die traurigen Folgen der Anwendung dieses vermeintlichen
Heilmittels. Die Heftigkeit der Krankheits-Erscheinungen war voll-
ständig im Verhältnisse zn der Menge des genommenen Trankes.
Der Herr starb erst dritthalb Stunden nach dem einen Glase,
während der Bediente, welcher das Doppelte getrunken hatte, drei
Viertel Stunden früher starb. (Pecirka die Giftpflanzen Oester-
reich's und Deutschland's.)
Vierte Beobachtung.
Eiue Frau ließ 8 Loth der schwarzen Nießwurz die sie für
Wurzeln vou Enzian oder Bitterwurz gehalten hatte, in andert-
halb Seidel Wasser abkochen und trank davon eine Tasse voll.
Alsbald klagte sie über heftiges Stechen auf der Iuuge, im Schlunde
und Halse und über Gefühl, als ob letzterer zusammengeschnürt
wäre, ferner über erschwertes Schlucken, über Schmerz in der
Herzgrube und starke Uebelkeit. Die Zuuge, die Mundhöhle uud
der Schlund fingen an zu schwellen und aus dem Muud stoß kleb-
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Titel
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Autor
- Anton Woditschka
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Graz
- Datum
- 1871
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.29 x 18.88 cm
- Seiten
- 442
- Schlagwörter
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Kategorien
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie