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Blüthen entwickeln sich frühe« als die Vlätte»; sie brechen zu
2 oder 3, seltener 4 aus den zahlreichen seillichen Knospen he, vor und
sind von dm eirunden, braunen Knoöpenschuftpen umgebm, an den vorjähri-
gen Trieben sitzend und so unterbrochene Aehren bildend, rosenroth i„'s lila-
fardige spielend, selten weiß, start riechend, Blülhenhiille kronenartig, trichtcrig,
mit 4thei<igen. Saume, 5—6 Linien lang; die Röhre außen flaum-
haarig, innen grünlich, Zipfel des Saumes eirund, stumpflich, ganz ab»
stechend, küizer als die Röhre: Staubgefäße in der Röhre einge-
schlossen, Staubfaden sehr kurz, Staubbeutel oval, Fruchlkkoten oval,
kahl, Griffel sehr kurz, Narbe flach, kopfig,
Frucht: Eine steinfrnchtartige, kugelige Beere mit kurzen Spitz-
chen, erbsengroß, einsamig, scharlachroth, selten gelblich, Samen breit,
eirund, schwärzlich.
Blüthezeit und Fundort. Dieser kleine Strauch blüht im
Februar uud April und befindet sich in Steiermark, in feuchten und
schattigen Wäldern; im Sallagraben, im Gößingsgraben am Fuße dcr
Stubalpe; bei Graz anf dem Rosenberge, im Walre von Alt-Gösting
u. v. a. O.
Eigenschaften und Wirkungen.
Sämmtliche Theile des gemeinen Seidelbastes besitzen eine be
deutende Schärfe, die aber in dem Geschmacke nicht allsogleich, sondern
erst nach einiger Zeit wahrgenommen wird. Die Blumen haben einen
starken, angenehmen, in der Nähe aber fast betäubenden Geruch; von
ihren Ausdünstungen will man in geschlossenen Zimmern Ohnmachten
entstehen gesehen haben. Der Geruch der übrigen Theile dicser Pflanze
ist weniger angenehm, wird sogar, wenn er stark hervorkommt, wie
z. B. beim Reiben oder Abschälen der Rinde, sehr widerlich nnd hat
gleichfalls etwas Betäubendes ; übrigens geht aber durch das Trocknen
der Pfianzentheile der Geruch verloren. Am schärfsten ist die Rinde;
die Schärfe hat etwas Brennendes und hält sehr lange an, entsteht
übrigens aber erst, wenn die Rinde längere Zeit gekaut wird; hinten«
drein bleibt in der Zunge ein Gefühl von Taubsein (Empfindungs-
losigkeit) zurück. Die schönen rothen Beeren des gemeinen Seidelbastes
haben einen sehr scharfe» Geschmack, sind aber ohne Geruch, für sich
allein schmeckt ihr fleischiger Theil fade und schleimig, die öligen ei-
runden, schwärzlichen Samen enthalten eine brennende Schärfe. Che-
mische Untersuchungen über den Seidelbast wurden schon öfter gemacht,
jedoch aber haben dieselben noch nicht ein festes Resultat erzielen lassen.
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Titel
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Autor
- Anton Woditschka
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Graz
- Datum
- 1871
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.29 x 18.88 cm
- Seiten
- 442
- Schlagwörter
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Kategorien
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie