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und haben einen schwachen nicht unangenehmen Geruch. Anch die
Samen haben einen widerlich bittern kratzenden Geschmack, besitzen
aber keinen Geruch und scheinen der giftigste Thcil der Pflanzen
zu sein.
Die Wirkung der einzelnen Theile der Herbstzeitlose scheint
im Wesentlichen übereinzustimmen, und beruht hauptsächlich auf
einem mehr oder minder bedeutenden Reiz- od.r Entzündungs-
zustaude der Verdauungs- und Harnwerkzeuge. In kleinen Gaben
genommen verursachen sie ein Gefühl von erhöhter Wärme, bren-
nen im Magen, Uebelkeiten, eine zusammenschnürende Empfindung
'im Halse, langsamen Nils, eine trockene Hitze, reichliche Harnab«
sonderung nach Verlaus einiger Stunden (oft erst nach vorausge-
gangenen Schmerzen in der Blase) und Stuhlentleerungen in
größerer oder geringerer Menge. Bei größeren Gabcn erfolgen
erst eigentliche Vergistungsfälle, als ein starkes Brennen und
Kratzen im Schlunde bis in den Magen hinunter, Uebelkeit wozu
sich in der Regel auch Kopfweh gefeilt, Erbrechen, heftige Kolik«
schmerzen, häufiges Purgiren, unter Stuhlzwang erfolgende blutige
Stuhleutlecruug, Unempfindlichkeit der Zunge, unmäßiger Durst,
häufiger schmerzhafter Trieb zum Harnlassen, Blasenzwang, Blut-
harnen, Eingenommenheit des Kopfes. Schwindel, allgemeines Zit-
tern, Beängstigung, kleiner, unregelmäßiger aussetzender Pulsschlag,
auffallend großes Schwächegefühl. Trübung des Bewußtseins,
Ohnmacht, zuweilen auch Irrereden bis nun die Schmerzen bei
feuchter Haut den ganzen Körper ergreifen, die Kräfte nach und
nach abgespannt weiden und unter Zuckungen bei sinkender Kör-
perwärme und Abnehmen des Pulses allmählig das Leben erlischt.
Gewöhnlich werden Blüthen und Blätter der Herbstzeitlose, als
weniger wirksam und schädlich betrachtet, als die Wurzel und
Samen. Es fehlt aber nicht an Fällen, in denen auch die erstge-
nannten Theile der Pflanze bedeutende Znfälle, ja selbst tüduiche
Vergiftungen verursachten. Was die Blätter anbelangt, so sind auch
Beispiele bekannt, daß sie im frischen Zustande dem Hornvieh den
Tod beibringen können; durch das Trocknen werden sie aber
weniger schädlich; nbr'gens läßt das Viel, auf der Weide die Blät-
ter unberührt stehen; w gen dieser ihrer Schädlichkeit für das
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Titel
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Autor
- Anton Woditschka
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Graz
- Datum
- 1871
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.29 x 18.88 cm
- Seiten
- 442
- Schlagwörter
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Kategorien
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie