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Frucht, Same kleiner als der K>lch, glänzend, eiförmig, zu-
sammengedrückt, v.'n zwei Seiten gestielt.
Die ganze Pflanze ist mit kleinen, fcharfe» Vreunboisten besetzt,
B l ü t h e z e i t und S tando r t . Di'se Pflanze blüh! 00m
Juni bis November, und kommt äußerst häufig an! bebauten und un>
bebauten Plätzen und besonders in Gemüsegärten vor,
Eigenschaften und Wirkungen.
Bei der Berührung der kleinen Brenn-Nessel entsteht ein
schmerzhaft brennendes Gefühl, weichest nicht durch das blcße
Stechen, sondern durch eine reizende und ätzende Flüssigkeit, die iu
einer unter der hohlen Brennborste befindlichen Blase entHallen ist
und sich durch die Hötlung der Borste der gemachten Wunde
mittheilt, hervorgebracht wird. Diese brennende Eigenschaft haben
fast alle übrigen Nesselarten, die sie aber dnrch das Trocknen
verlieren.
Dieser Eigenschaft wegen werden die frischen Nesseln zum
Peitschen gelähmter Körpertheile angewendet, — der sogenannten
Urtioatio, — durch welches Verfahren bewirkt werden soll, daß neue
Thätigkeit in dieselben wieder zurückkehrt, so wie auch daß z. B. zu-
rückgetretener Scharlach und Masern wieder hervorgelockt werden.
Das Kraut der kleinen Brennnessel, welches einen etwas
säuerlichen und kühlenden Geschmack hat, wird, sowie auch die
Früchte derselben, als unschädliches Volksheilmittel gebraucht. Man
muß aber bei der Anwendung derselben sehr vorsichtig sein, wie
folgendes Beispiel zeigt.
Vergiftung durch die kleine Brenn-Nessel.
Eine Frau von 38 Jahren war mit einer lästigen
Frauenkrankheit und als Folge derselben mit Magenlrampf
behaftet. Sie kochte auf Anrathen einer Quacksalberin 4 Loth
frisches Brennnesseltraut, trank davon 2 Tassen voll warm und
begab sich zu Bette. Morgens 4 Uhr brennt die Haut des
Gesichtes, der Arme, der Schultern und der Brust fürchterlich'
die Kranke fühlt daselbst Jucken, Erstarrung; die Lippen, Ohren,
die Nase aufgetrieben, die Augenlieder geschwollen und fest ge>
schlössen. Mittags sind alle oberen Theile bis zum Nabel uu-
geheuer geschwollen und mit kleinen mit Blutwasfer gefüllten
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Titel
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Autor
- Anton Woditschka
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Graz
- Datum
- 1871
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.29 x 18.88 cm
- Seiten
- 442
- Schlagwörter
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Kategorien
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie