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Stamm 5—8 Fuß hoch, nach oben aufrecht, ästig, der ganze
Strauch ist mit Gelenken versehen, an welchen Wurzeln hervorkommen,
die sich an Baume und Mauein anhaften. Auch wenn die Stämme
auf der Eide liegen, treiben sie überall solche Würzelchen.
Blät ter , abwechselnd, lang gestielt, dreizahlig, die Nlätlchen
eiförmig, zugespitzt, fast ganzrandig, unterhalb weichhaarig; die Sei»
tenblattchen kurz, das mittlere lang gestielt.
Blüthen meist getrennten Geschlechtes, grünlich, in achscl-
ständigen. zusammengesetzten aufrechten Rispen; die männlichen größer
als die weiblichen. Kelcheinschnitte eiförmig, spitzig, kürzer als die
länglichen Blumenblättchen.
Frucht, Steinfrucht, trocken, weißgelblich, gestreift, rund.sta-
chilspitzig, einfächeng und einsamig. Der Samen ist rundlich, gestreift
und sehr hllrt.
V lüthezei t und Fundort. Dieser Strauch blüht im
Juni—Juli und kommt glücklicherweife bei uns nur in Gärten kul»
tivirt als Zierpflanze zuweilen vor.
Eigenschaften und Wirkungen.
Alle Theile dieses Strauches, besonders aber die Blätter,
enthalten als Hauptbestandcheil einen weißen, zähen, an der Luft
sich schnell schwärzenden, äußerst scharfen Milchsaft von durchdrin-
gend widrigem Geruch. Das fcharfe und giftige Princip (Grund-
stoff) ist flüchtiger Beschaffenheit und wurde dessen Natur bisher
chemisch noch nicht näher ermittelt. Außer ihm enthalten sie noch
als bemerkeuswerth Harz und Gerbestoss. Der in den frischen
Blättern befiurliche Milchsaft ist so scharf, daß er, auf die Haut
getracht, heftige Entzündung und Blasenbildung verursacht und
schwarze Flecke macht. Schon die Ausdünstung dieses Strauches,
noch mehr die Berührung und AbpftNckung der Blätter erzeugt,
zumal bei Personen von empfindsamer Haut, heftiges Jucken,
Röthung. bedeutende Anschwellung, und endlich einen eigenthüm»
lichen, scharlach - ähnlichen Ausschlag der Haut, welcher uuter fte°
berhasten Erscheinungen einige Tage anhält und dann unter Ab-
schuppung der Oberhaut vergeht, Entzündung und Nusfchlag ver»
breiten sich bisweilen auch aus die Geschlechtstheile, ergreifen aber
hauptsächlich Gesicht und Hände. Uebrigens ist die Wirkung kei-
neswegs so tonstaut (beständig) als man hiernach glauben könnte;
es ist vielmehr dabei eine gewisse Prädisposition (Geneigtheit) er«
forderlich, und es gibt Personen, die sich jederzeit der Berührung
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Titel
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Autor
- Anton Woditschka
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Graz
- Datum
- 1871
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.29 x 18.88 cm
- Seiten
- 442
- Schlagwörter
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Kategorien
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie