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Benennungen.
Wunderbaum, Türkischer Hanf, Römische Bohne. Agnus
castus. Springtörner.
Beschreibung.
S t e n g e l krautart.g, 4—10 Fuß hoch, stark cylindrisch, röhrig.
gegliedert, ästig, röthlich gefärbt, und so wie die ganze Pflanze kahl,
und mit einem bläulichen Reife überzogen.
B l ä t t e r wechselständig, langgestielt, fchilbartig, handförmig
7—lOlappig, kahl, grün oder manchmal röthlich blau, auf der Unter-
seite blässer. Lappen länglich, zugespitzt, gerippt — aderig, mit un-
gleichen, einwärts gekrümmten, an der Spitze drüsigen Sägezähnen.
Blattstiel am obern und untern Ende mit einer flachen Drüse ver-
sehen, gleich den Zweigen bereift oder kahl, Nebenblätter breit, eirund,
spitzig, ganzrandig, hinfällig.
B l ü t h e n in Pyramidalischen Rispen am Ende des Stengels
und der Zweige stehend. Die männlichen in entfernt stehenden Bü-
scheln, nehmen den untern Theil der Rispe ein, die fünf Kelchblattchen
eiförmig, häutig Staubgefäße gelb. Die weiblichen Blüthen an die
Spitze der Rispe gestellt; Kelch fünfblättrig, die Vlättchen lanzettförmig,
Fruchtknoten frei, dreikantig, mit weichen Stacheln besetzt, die Stacheln
an der Spitze mit einer kleinen Borste.
Frucht : Spaltflucht, rundlich, meist mit krautartigen Stacheln
besetzt; jedes ihrer 3 Theilfrüchtchen Wappig und einen einzigen
Samen enthaltend. Dieses ist bohnenförmig, elliptisch, plattgedrückt,
3—4 Linien lang. Samenschale glänzend, graubraun, gefleckt, schließt
einen weißen öligen Kern ein.
B l ü t h e z e i t und Fundo r t . Der Wunderbaum blüht
im August bis September, wächst in den warmen Ländern, wo er ein»
heimisch ist, wild, und erreicht eine baumartige Größe von 20—40
Fuß Höhe, während er in unsern Garten, wo er tultivirt wird, nur
4—10 Fuß hoch wird, weil er bei uns im Herbst abstirbt.
Eigenschaften nnd Wirkunzen.
Aus den weißen, ölig fleischigen, anfangs milde ölig, bann
etwas scharf und eckelhaft schmeckenden Samenkörnern wird durch
Auspressen das Ricinusöl (auch Palma Christi-Oel genannt) ge-
wonnen. Dieses ist ein klares, fast farbloses, dickflüssiges Oel,
von anfänglich mildem, etwas füßlichen, dann ein wenig fcharfen,
Geschmacke und geringer purgirender Wirkung. Außer dem fetten
Oel enthalten die Samenkörner noch ein harziges, scharfes Princip
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Titel
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Autor
- Anton Woditschka
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Graz
- Datum
- 1871
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.29 x 18.88 cm
- Seiten
- 442
- Schlagwörter
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Kategorien
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie