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B l ä t t e r kurz, eirund, spitzig, dick, fleischig, oben flach; am
Grunde nur mit dem obein R'nde angewachsen, unten schön grün,
hie und da roth punktirt. An den unfruchtbaren Stengel sind die
Blätter dachziegelartig, spiralia, in 6 Reihen gestellt.
B l ü t h e n in einer ends.ändigen, zwei» bis dreispaltigen Trug«
dolde, die Aeste der Dolden vier- bis fünfblumig, mit Blättern da»
zwischen. Die eirunden, stumpfen Kelchzipfel sind an ihvem Grunde
höckerig. Die Kionenblätter sind lanzettförmig, gelb, am Grunde ve>^
wachsen. Staubfäden 10, pfriemenförmig, mit rundlichen Staubbeu-
teln. Fruchtknoten fünf, sternförmig gestellt. Die Griffel sind pfrie-.
menförmig und auswärts gebogen, mit kleinen Narben. Honiggefäße
ausgerandet,
Frucht Kapseln, glatt, vielsamig. Samen braun, rundlich'
elliptisch und klein.
B lü theze i t und Fundor t . Diese Pflanze blüht im
Juli—August, und ist auf trockenen Wiesen, Weiden, Felsen und alten
Gemäuer gemein.
Eigenschaften nnd Wirkungen.
Das frische Kraut dieser Pflanze ist geruchlos, hat aber einen
anfangs zwar kühlend krautartigen, Hintennach dagegen pfeffera»
tigen, scharfen und brennenden Geschmack, der lange anhält und
Eckel erregt. Es enthält ein eigenes, äußerst scharfes, fast ätzendes
Princip (Grundstoff), das leicht zerstörbar, übrigens entweder selbst
fettartig, oder mit einer fetten Substanz innig verbunden ist.
Außerdem noch Wachs, flüchtiges Oel u. s. w. Der Mauerpfeffer
bewirkt, vermöge seines scharf reizenden Princips äußerlich auf der
Haut rothlaufartlge Nöthe, Jucken und starkes Brennen. Innerlich
genommen zeigt seine Wirkung viel Uebereinstimmendes mit derbes
Seidelbastes. In mäßigen kleinen Gaben verursacht er eine regere
Thätigkeit der Haut, der Darmfchleimhaut und vorzüglich der
Harnorgane. In stärkeren Gaben veranlaßt er Brennen und
Kratzen im Schlunde und Magen, Aufstoßen, heftiges Erbrechen
Durchfälle, lästigen Trieb zum Harnen, bis endlich Erscheinungen
der Magew und Gedärmentzündung eintreten, die einen tödtlichen
Verlauf nehmen können. Nach unserer Erfahrung frißt kein Vieh
diese Pflanze. Durch das Trocknen verliert sie alle Eigenschaften
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Titel
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Autor
- Anton Woditschka
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Graz
- Datum
- 1871
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.29 x 18.88 cm
- Seiten
- 442
- Schlagwörter
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Kategorien
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie