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glänzenden Prismen, ist geruchlos, schmeckt äußerst widerlich bitter
mit einem kratzend scharfen, gleichsam metallischen Nachgeschmacke.
Im Wasser ist es wenig löslich, weit leichter in Alkohol. Dieser
Stoff zeichnet sich dadurch aus, daß ei schon in unendlich kleiner
Gabe, eine Erweiterung der Pupille (Augenstern) verursacht.
Uebrigens bringt nach den an Thieren gemachten Versuchen auch
schon eine sehr gennge Menge Vergiftungszufälle hervor.
Ueberdies besitzt die Tollkirsche noch als bemertenswerthe
Bestandtheile das Pseubotoxin, einen Extractivstoff; das Belladonin,
ein flüchtiges Alkaloid und die Atropinsäure, eine flüchtige Säure.
Alle Theile dieser Pflanze haben in hohem Grade eine betäubende
Wirkung. Am stärksten tritt sie in der Wurzel, in geringerer Menge in
den Blättern und in den Beeren hervor. Die Wirkung der Tollkirsche
trifft vorzugsweise das Gehirn, die Sinnesorgane und die sensiblen
und motorischen Nerven (Empfindungs- und Aewegungs-Nerven).
Die abgeschnittenen Theile der Zweige oder Blätter der Toll»
lirsche auf die bloße Haut gerieben, verurfachen Entzündung. Schon
die Ausdünstungen dieser Pflanze bei warmen Wetter machen be<
täubend und schläfrig. Innerlich in kleinen Gaben genommen, ver«
urfacht sie eine Verminderung der Pulsschläge, Vermehrung der
ausscheidenden Thätigkeit der Haut, Trockenheit der Lippen, Gefühl
von Kälte und Frösteln, Kopfschmerz, Mattigkeit und Erschlaffung «.
Etwas größere Gaben bewirken Eingenommenheit und Schwere
des Kopfes, Schwindel, Trübungen und Alienationen des Sehver-
mögens, namentlich Flimmern vor den Augen, Funkenfehen, Doppel-
sehen, Schwarzsehen (bisweilen erscheine,, die Gesichtsgegenstänee
wie in einen dichten Nebel gehüllt); theilweise oder gänzliche Blind«
heit, mehr oder weniger bedeutende Erweiterung der Pupille und
große Uneinpfindlichkeit derselben gegen Lichtreiz; Brausen und
Sausen vor den Ohre», Schwerhörigkeit, Betäubung, Neigung zum
Schlafe u. s. w. Große Gaben, eigentliche Vergiftuugsdosen »er»
Ursachen, wegen der stärkeren Affectio» (Ergriffenfein) des Gehirns
Delirien, und zwar meistens heiterer Natur unter stetem Lachen
und Springen, heitere« und geschwätziges Irrereden, das oft
murmelnd, mühsam und lallend hervorgestoßen wirb, m.t den son-
derbarslen Gesichlserscheinungen (Visionen), bisweilen auch mit
heftiger Tobsucht und Raserei auftretend; ferner tiefe Schlafsucht
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Titel
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Autor
- Anton Woditschka
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Graz
- Datum
- 1871
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.29 x 18.88 cm
- Seiten
- 442
- Schlagwörter
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Kategorien
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie