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am häufigsten zur Vergiftung Anlaß geben. Namentlich verleiten
die hübschen, lirschenähnlichen Beeren nicht allein Kinder, fondern
auch unerfahrene erwachsene Personen nicht selten zu ihrem Genuß.
Andere Vergiftungen kommen nur in Folge unvorsichtiger An>
Wendung der Tollkirsche als Arzneimittel, auch in Folge von Ver-
wechslungen derselben mit anderen Arzneigewächsen vor. Am sel-
tensten dürfte die Räucherung mit der getrockneten Pflanze als
Vergiftungsursache vorkommen, wie sich ein solcher Fall wirtlich
ereignete.
Aus früheren Zeiten sind Fälle bekannt, wo Leute absichtlich
Anderen Tollkirschen beibrachten, um sie zu betäuben; so sollen die
Schotten sich der Tollkirsche einmal bedient haben, um das dänische
Kriegsheer des Sveno, welches einen Einfall in ihr Land gemacht
hatte, im Schlafe überraschen zu können; sie mischten den Saft
unter Bier und Wein, welche Getränke sie in die Hände der
Dänen fallen ließen; diese tranken ohne Argwohn, verfielen in
einen betäubenden Zustand und wurden wehrlos von den Schotten
überfallen.
Schweine, Schafe, Ziegen und Kaninchen fressen die Blätter
von der Tollkirsche ohne Schaden; dagegen kommen Fälle vor, wo sie
dem Hornvieh tödtlich wurde, und was Hunde, Katzen nud Pferde
anbelangt, so ist durch vielfache Versuche die Wirksamkeit der Toll-
kirsche bei ihnen außer Zweifel gesetzt.
In den Leichen der durch Tollkirsche Vergifteten findet man
das Gehirn und seine Häute überladen mit dunkelflüssigem Blute.
Auch die Gefäße der Lungen, des Herzens, sowie des Magens und
Darmlanals sind mit dunklem Blute überfüllt. Die Verwesung
geht ungemein rasch vor sich, Tollkirschenvergiftungen, die einen
lödtlichen Verlauf nehmen, kommen nicht selten vor; wir wollen
hier einige von den bekannt gewordenen FUlen von Tollkirschen«
Vergiftungen anführen.
Vergiftungen durch Tollkirsche.
Erste Beobachtung.
Ein Arzt berichtet von 4 Kindern, die sich an Tollkirschen»
beeren satt gegessen hatten. Nach Verlauf einer halben Stunde
verfielen sie in einen trunkenen Zustand, fingen an zu deli-
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Titel
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Autor
- Anton Woditschka
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Graz
- Datum
- 1871
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.29 x 18.88 cm
- Seiten
- 442
- Schlagwörter
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Kategorien
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie