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die durch starkes Anrufen, Schütteln und Ziehen bei den Haareli
nicht unterbrochen wurde; bei zwei Kindern höchst unruhiges Hin-
und Herwerfen im Bette mit zeilweisem, gellendem, große Aengst-
lichkeit verrathendem Aufschreien, häusige Bewegungen der Arme
und Hände, Rothe des Gesichtes, die, ebenso wie die gedachten
Bewegungen bei den Uebrigen fehlte. Bei allen Kindern war der
Augenstern sehr stark erweitert und völlige Empfindungslosigkeit
gegen Licht vorhanden, bei zwei Kindern war der Blick starr,
nichtssagend, bei zwei andern zeigten die Augen eine stete, zitternde
Bewegung. Das Athmen war stoßweife, stöhnend, beschleunigt, der
Unterkiefer fest an den Oberkiefer anschließend, der Körper aus-
gestreckt, zeitweilig wie von elektrischen Schlägen durchzuckt, wäh-
rend der Kopf leicht nach hinten gezogen wurde. Bei dem einem
Manne und Kinde waren die Erscheinungen geringer, wahrschein-
lich weil sie weniger Beeren und kurz zuvor ihr Mittagmahl
genossen hatten. Bei dem andern Manne zeigte sich später starke
Tobsucht. Man gab den Vergifteten Brechmittel, die bei einem
dreijährigen Kinde, wegen des Kinnbackentrampfes nur schwer ge'
nommen werden konnten und nicht wirkten. Dieses Kind starb nach
1? Stunden sanft und leicht. Die Aufregung und Bewußtlosig-
keit dauerte bei den Uebrigen noch einige Tage an, doch erfolgte
die Genesung allmälig, wobei zwei Kinder Nasenbluten bekamen.
Nach einigen Tagen konnten Alle als genesen betrachtet werden.
(Pecirka Giftgewächse Oesterreichs und Deutschlands.)
Achte Beobachtung.
Ein 62jähriger Landmann fand im Walde viele reife Toll»
lirschenbeeren und aß ihrer zur Genüge. Weil sie süß schmeckten,
pflückte er noch eine reichliche Menge davon und brachte sie nach
Hanse. Sein Weib aß zweie, eine zweijährige Enkelin ebenfalls
zwei, eine andere Frau von 25 Jahren genoß 14 Stück davon,
und soviel auch ein alter ?2jähriger Mann und dessen Gattin. —
Die Hausfrau, welche nur zwei Beeren aß, fühlte bald darauf
Schmerzen im Magen, erbrach sich und genas. Auch das Kind,
dessen Körperhaut geröthet und heiß wurde, wozu sich eine ur.ge»
wohnte Beweglichkeit der Gliedmasfen gesellte, genas nach mehreren
Durchfällen. Die übrigen vier verspürten aber etwa nach einer
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Titel
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Autor
- Anton Woditschka
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Graz
- Datum
- 1871
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.29 x 18.88 cm
- Seiten
- 442
- Schlagwörter
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Kategorien
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie