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Stunde heftige Schmerzen in der Nabelgegend, brennenden Durst.
Trockenheit im Munde und Halse und Zusammenschnüren des Schinn»
des. Sie lachten wahnwitzig ohne Aufhören, bewegten heftig ihre
Hände, tanzten, sprangen herum, bis sie endlich bewußtlos nieder»
fielen. Jetzt erst, etwa 6 oder 7 Stunden nach der Vergiftung,
erschien ein Arzt,
Dieser fand alle Kranlen bewußtlos, sie athmeten tief, die
Haut war stellenweise mit Schweiß bebeckt, zeitweilig wurden sie
von heftigen Zuckungen ergriffen, sonst aber bewegten sich ihre
Gliedmassen und zwar in der Weife, wie sie es bei ihrer täglichen
Beschäftigung zu thun gewohnt waren, so z. B. nähte die Alte,
und ihr Mann that, als ob er Holz spalte. Der Arzt verordnete
das Nöthige und hatte die Freude, am zweiten Tage die junge
Frau beim Bewußtsein anzutreffen, fo daß sie schon am dritten
Tage gerettet war; ebenso ging es der Alten, beide aber fühlten
längere Zeit nachher noch Appetitlosigke.t, allgemeine Schwäche,
besonders in den Beinen, und keine von ihnen erinnerte sich dar»
auf, was geschehen war; auch vermochten sie erst nach langer Zeit
so deutlich zu sehen, wie vor der Vergiftung. Den Männern
erging es aber fchlecht. Der Landmann starb am vierten Tage
nach der Vergiftung bewußtlos und der ?2jährige Mann starb
nach 3? Stunden. (Pecirka Giftgewächse Oesterreichs und Deutsch»
lands,)
Neunte Beobachtung.
Am 4. August 1868 ist in Wildöhut (Oberösterreich) der
6jährige Söldnersohn Franz Feuchtbauer in Holzöster an Vergif«
tunss in Folge Genusses von Tollkirschen gestorben. (Gemeinde«
zeitung 1868,)
Zehnte Beobachtung.
Um die Zeit des 10. October 1868 hatte das zweijährige
Kind eines Bauers auf der Krieglacher Alpe (Steiermart), die auf
einem nahe beim Hause befindlichen Strauche hängenden Tolltir'
schen gegessen.
Die natürlichen Folgen dieses Genusfes zeigten sich bald,
und obwohl die bestürzten Eltern sogleich nach dem über 2 Stun<
den entfernten Arzte schickten, mußte das Kind seine Genäschigkeit,
fo wie die Unvochchtigkeit seiner Eltern, die die Gefährlichkeit
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Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Titel
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Autor
- Anton Woditschka
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Graz
- Datum
- 1871
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.29 x 18.88 cm
- Seiten
- 442
- Schlagwörter
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Kategorien
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie