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B l ü t h e z e i t und Fundo r t . Diese Pflanze blüht vom
Mai bis August und wächst in ganz Europa an Wegen, Mauern,
Schutthaufen und sonstigen wüsten, so wie auch bebauten Platzen.
Eigenschaften und Wirkungen.
Die frischen Blätter des fchwarzen Bilsenkrautes haben einen
widerlich betäubenden Geruch und einen faden, schleimigen, etwas
bittern und scharfen Oeschmack, Aehnliche Eigenschaften besitzen auch
die Wurzel und der Samen; übrigens ist der Geschmack des letz-
teren zugleich ölig, wie denn der Samen auch wirtlich eine bedeu-
tende Menge (bis zu 20 Procent) eines milden, geruchlosen, fetten
Oeles enthält; den Wurzeln wird theilweise ein füßer Geschmack
zugeschrieben.
Die relative Menge der Bestandtheile der einzelnen Theile
der Pflanze ist nach den verschiedenen Entwicklungsperioden dersel»
ben nicht unbedeutend verschieden; ebenso auch ihre Wirksamkeit.
Die Wurzel des Bilsenkrautes ist viel giftiger und wirkt weit
heftiger als die Samen, diese aber wirken stärker als die Blätter.
Zu bemerken ist, daß das nicht blühende Kraut der einjährigen
Pflanze fast ganz unwirksam, oder doch weit schwächer ist, als das
von dem zweijährigen Bilsenkraut kurz vor der Blüthezeit oder
während derselben. Auch sind die giftigen Eigenschaften der wild
wachsenden Pflanzen größer, als der in Gärten cultivirten.
Das Vilfenkraut enthaltet (fast in allen Theilen) einen eigen-
thümlichen Stoff, dem man den Namen H^oze^miu gegeben hat;
einen Ertractivstoff (in den Blättern); fettes Oel und Harz (in
den Samen) u. f. w.
Das H^ose^wiu ist ein sehr giftiges Pflanzen-Alkalold, das
im reinen und völlig trockenen Zustande geruchlos ist, im feuchten
aber einen beißenden, höchst widerlich betäubenden, tabakähnlichen
Geruch hat; auch der Geschmack ist sehr widerlich, beißend scharf
und labakähnlich. Es krystallisirt in sternförmig vereinigten, seiden-
glänzenden Nadeln, ober bildet eine durchscheinende, farblose, zähe
klebende Masse; geruchlos, von beißendem tabakartigen Geschmacke,
an der Luft unverändert, bei gelinder Wärme schmelzend; durch
vorsichtiges Erhitzen größtentheils sich verftiichtend. wobei leicht ein
Theil zerstört und Amoniat entwickelt wird.
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Titel
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Autor
- Anton Woditschka
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Graz
- Datum
- 1871
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.29 x 18.88 cm
- Seiten
- 442
- Schlagwörter
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Kategorien
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie