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Das wirtsame Princip des betäubenden fchwarzen Bilsen»
trautes ist fast ausschließlich das H^ozeMiuiii, das in mäßigen
Gaben stets eiue Verminderung der trankhast erregten Sensibilität
(Empfindung), daher eine Schmerzen-Beruhigung hervorruft, auch
vorzugsweise auf die Hirn- und Sinnesorgane einwirkt (afficirt).
In stärkeren Gaben wirkt es auf die Sinnesthäligkcite.i zuerst
aufregend, späterhin lähmend, erzeugt Erweiterung der Pupille,
Täuschungen des Sehvermögens, Hirucongestion, Ohrenbrausen
Schwachsichtigkeit, Fieberhitze; dann in noch stärkeren Gaben Muskel«
schwäche, Eingenommenheit des Kopfes, Schwindel, Delirien, Trocken-
heit des Mundes, Heiserkeit, heftigen Durst, Eckel, Erbrechen,
Leibschmerzen, Purgiren, Empfindungslosigkeit, Betäubung, und in den
stärksten Gaben Schlingbeschwerden, Sinnlosigkeit, sardonisches
Lächeln, Couvulsionen (Zuckungen, Gliederzitter») und Lähmung,
mit welch' letzterer Erscheinung auch der Tod erfolgt.
Von den Schädigungen des schwarzen Bilsenkrautes find
auch die Thiere nicht ausgeschlossen. Obgleich eine Wcmzenart
(I^aßus H^oLL^aiui) diese Pflanze zu ihrem Wohnsitze und zu
ihrer Nahrung gewählt hat, so macht sie an sehr viel n Thieren
(Säugethiere sowohl als Vögel und Fische) ihre nachtheiligen
Wirkungen bemerkbar. Indem nach den verschiedenen Beobach-
tungen die Wirkungen dieses Gewächses nicht übereinstimmend (con«
stant) gefunden worden sind, so stellt sich sonach die Frage, ob das
Ausbleiben nachtheiliger Wirkungen auf den Genuß des fchwarzen
Bilsenkrautes, wie es öfters beobachtet wurde, nicht einzig darin
feinen Grund hatte, daß die Pflanze unter Umständen zum Ver-
suche benutzt wurde, wo der Gehalt an wirksamsten Bestandtheilen
darin sehr reducirt (vermindert) war, daß z. B. statt wildgewach-
sener Plauzen, solche, die in Gärten gezogen waren, verwendet wur-
den u. dgl. Uebrigens mögen theilweise auch andere Umstände
Einfluß gemacht haben; namentlich da>f angenommen werden, baß
eine (alkalische) Beschaffenheit des Magensaftes die Wirkungen des
schwarzen Bilsenkrautes nnhr oder weniger zu beeinträchtigen im
Staude ist.
Das Bilsenkraut gehört zu denjenigen Giftpflanzen, die nicht
eben selten Vergiftungen der Menschen veranlassen; es liegt eine
ziemliche Anzahl von Beobachtungen vor, in denen theils durch
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Titel
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Autor
- Anton Woditschka
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Graz
- Datum
- 1871
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.29 x 18.88 cm
- Seiten
- 442
- Schlagwörter
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Kategorien
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie