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klar machen würde. Der Brauknecht gebrauchte das Mittel. Das
Bier wurde zwar helle, aber !3 Personen, die davon getrunken
hatten, starben; mehrere andere wurden davon krank, einig? davon
genasen wieder, andere kränkelten fort. Der Krämer uud der
Branknecht waren unter der Zahl der Verstorbenen, und man hat
nicht herausbringen können, woraus das unter das Bier gemischte
Klärungsmittel bestand. Es soll Bilsenkraut gewesen sein. (Pöhl-
mann Giftgefahren,)
Neunte Beobachtung.
Zwei Soldaten aßen aus Versehen Schößlinge von Bilsen-
kraut, gelocht in Olivenöl. Bald bekamen sie einen derartigen
Schwindel, daß die Erde unter ihren Füßen zu fliehen schien; ihr
Blick wurde starr, die Zunge gelihmt, die Glieder steif. Der uach
einigen Stunden herbeigerufene Arzt fand bei ihnen erweiterte
Augensterne und einen wilden starren Blick. Der Athem war
schwer, der Puls klein und unterbrochen, beide Kranke waren sprach-
los und ihre Kinnbacken krampfhaft geschlossen. Zeitweilig verzogen
sie das Gesicht zu einem widernatürlichen Lachen und erschienen
dadurch und durch die eingetretene Verstandesverwirrung wie wahn-
sinnig, Brechmittel und Klystiere stellten den einen bald wieder
her; bei dem anderen dauerte der Krankheitszustand länger. (Pecirka
Gistgewächfe Oesterreichs und Deutschlands.)
Zehnte Beobachtung.
Ein vierjähriges Mädchen hatte die Samenkapseln von Bil»
fenkraut, die sie für Nüsse hielt, geöffnet und den weißen, unreifen
Samen mit Wohlgefallen verzehrt. Bald darauf bemerkte die Mutter
vou dem Kinde unsicheren Gang, kleine, weiße Bläschen an den
Lippen, aufgetriebenes Gesicht; bald stellte sich auch unsicheres
Sehen und verworrenes Sprechen ein. Als der Arzt, drei Stun-
den nach dem Geschehenen, kam. stöhnte das Kind öfters und griff
mit ausgespreitzten Fingern um sich, als wollte es plötzlich etwas
erHaschen, knirschte fürchterlich mit den Zähnen, zuckte oft mit
Händen und Füßen und lallte in einem fort unverständlich. Er
gab ein Brechmittel, aber durch drei Stunden wollte es nicht besser
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Titel
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Autor
- Anton Woditschka
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Graz
- Datum
- 1871
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.29 x 18.88 cm
- Seiten
- 442
- Schlagwörter
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Kategorien
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie