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gebogen. Staubgefäße fünf, Staubbeutel schön gelb, fast zusammen»
hängrnd. Fruchtknoten fast kugelig, Onffcl und Narbe einfach.
Fruch t , Beeren, oval, hängend, roth, an der Spitze mit
einem Punkte bezeichnet,
B l ü t h c z e i t und F u n d o r t . Diefe Pflanze blüht vom
Juni—September und findet sich häufig in Weidengebüsch an Ufern
der Bäche, auf hohlen Weidenbäumen und altem Gemäuer, an feuch-
ten Zäunen und in schattigen und feuchten Wäldern.
Eigenschaften und Wirkungen.
Die frisch zerquetschten Stengel und Zweige des kletternden
Nachtschatten haben einen starken, widerlichen, betäubenden, mäuse-
urinartigen Geruch und einen anfangs bitteren, dann eigenthüm-
lichen anhaltend süßlichen, reizenden, aber eckelhasten Geschmack.
Durchs Trocknen verliert sich der Geruch ziemlich, die Bitterkeit
aber sticht mehr vor. Die Beeren schmecken bitter. Die Bitterkeit
herrscht im Frühjahr mehr vor in der Pflanze als im Herbste.
Die Blätter und Stengel, so wie auch die Beeren dieses
Gewächses enthalten einen eigenthümlichen alkaloidischen Stoff, dem
man den Namen 8o1«.uiii gegeben hat, dann einen bitter-süßen
Extraktivstoff, von welchem der süße merkwürdige Geschmack der
Stengel und Zweige herrühren soll, der ?ikroAMou nach andern
auch Vuloamgriu genannt wird; kleber mit Grünwachs, Balsam-
Harz u. f. w. Das 8o1auiu ist im reinsten Zustande ein durchsich-
tiges weißes Pulver, luftbeständig, gerüchlos, von schwach bitter-
scharfem, kratzenden, schlundreizenden Geschmacke, das in Wasser
und Aether völlig unlöslich, wohl aber in sehr starkem Alkohol.
Das I^kwAi^eiau ist bitter-süß, gelb braun, von zäher Con-
sistenz, honigartigem Geruch, bitter-süßlichem Geschmack und im
Wasser fast ganz löslich. Das wirksame Princip des kletternden
Nachtschatten ist das 8o1auiii, das (nach Schroff) in kleiner Gabe
gesteigerte Hautempfindlichkeit, Rieselgefühl, Neigung zum Kitzel,
häufiges Gähnen, Betäubung ohne vorhergehende Aufregung,
Schläfrigkeit, geringe tonische Krämpfe in den unteren Glied-
masscn, schnellen Puls u. s. w. hervorruft. Größere Gaben Stei-
gung des Pulses, beschwerliches Athmen, Beklommenheit der Brust,
fortwährendes Aufstoßen. Uebelkeit, sehr heftigen Brechreiz, jedoch
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Titel
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Autor
- Anton Woditschka
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Graz
- Datum
- 1871
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.29 x 18.88 cm
- Seiten
- 442
- Schlagwörter
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Kategorien
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie