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einen Eßlöffel voll Stechapfelfamen mit Bier und Brod zu einer
Suppe gekocht und diese zu Mittage gegessen. Bereits nach einer
halben Stunde fühlten sie Schwindel, Betäubung, Schlafsucht und
Krämpfe. Der Arzt wurde erst um 5 Uhr geholt, er fand die
Kranken ohne Besinnung, heftig schnarchend, mit rollenden Augen,
herabhängenden Unterkiefer, kühler Haut, schnellem Pulse. Von
Zeit zu Zeit zuckten sie mit Händen und Füßen, oder griffen mit
den ersteren nach der Nase, den Ohren und dem Kopfe. Der
Arzt verordnete Brechmittel; in der Nacht ließen die Zuckungen
etwas nach und die Kranken waren vorübergehend bei sich. Am
andern Morgen war die Sprache mühsam und lallend, das Schlucken
beschwerlich und schmerzhaft. Die Frau, welche ferner Arznei zu
nehmen sich weigerte, starb in der darauf folgenden Nacht, der
Mann aber genas, nachdem er Rizinusöl eingenommen hatte.
(Peciika Giftgewächse Oesterreichs und Deutschlands).
Dritte Beobachtung.
Ein Ehepaar fragte einen Apotheker um Rath gegen Schnupfen.
Dieser gab ihnen aus Versehen Blätter vom Stechapfel zum Thee.
Aus einem Quentchen wurde davon ein Aufguß bereitet. Die
Frau legte sich zu Bett und trank ein Glas voll; nach 5 Minuten
trank der Mann auch ein Glas voll und wollte sich zu Bette
legen. Seine Frau machte sonderbare Bewegungen, sah starr vor
sich hin und antwortete ihm nicht. Es trat nun Eckel, Würgen
und Erbrechen ein. Der Mann wollte einen Alzt rufen, es ergriff
ihn jedoch, bevor er noch die Kammer verlassen hatte. Unwohlfein
und große Schwäche in den Beinen; die Kräfte versagten ihm
und, um etwa 20 Stufen herabzugehen, mußte er sich setzen und
am Treppengeländer herabgleiten; er konnte kaum noch einige
Worte sprechen und fiel bewußtlos nieder. Der Mann litt 8, die
Frau 13 Stunden lang an Erbrechen, fast völligem Verlust der
Sinnesthätigkeit und Schlafsüchtigkeit. Nach dieser Zeit erhielten
sie ihr Bewußtsein wieder, allein die Frau behielt noch 4 Wochen
lang eine ziemlich starke Reizung des Magens. (Pecirta Gift»
gewächse Oesterreichs und Deutschlands.)
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Titel
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Autor
- Anton Woditschka
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Graz
- Datum
- 1871
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.29 x 18.88 cm
- Seiten
- 442
- Schlagwörter
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Kategorien
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie