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tetanusartige Affeltiouen der Musleln. Diese Zufälle rühren von
den betäubenden Stoffen her. Indessen bewirten die scharfen Stosse
Kratzen und Trockenheit im Halse, Brennen im Magen, unmäßigen
Durst, heftigen Brechreiz, wirkliches krampfhaftes Erbrechen und
Durchfatt, Entzündungen des ganzen Darmlanals, Austreibung der
Magengegend, Entzündungsfteber, Kiämpfe, Wahnsinn u. s. w.
Dann entsteht allgemeine Abspannung der Glieder, Kaltwerden der
Hände und Füße und endlich erfolgt der Tob. Darauf zeigen sich
an dem Körper des Unglücklichen große, fchwarzblaue Flecke; Ge»
sicht und Unterleib schwellen start auf, aus dem Munde kommt
Schaum hervor. In den Eingeweiden ist die Schleimhaut an den
dunkelblauen Stellen weggefressen, die Lunge ist entzündet und
brandig; die Blutgefäße des Gehirns strotzen von zersetztem Blute.
Der Leichnam bleibt lange warm und geht sehr schnell inFäulniß
über. (Heros deutsche Giftpflanzen.)
Es gibt leine Giftpflanze, mit der mehr Vergiftungsfälle vor-
gekommen wären, als mit dieser. Besonders gibt die Verwechslung
des Wurzelstockes mit anderen eßbaren Wurzeln zu gefährlichen
Vergiftungen Anlaß und tödtet fast unausweichlich, wenn eine Ver-
wechslung mit anderen Wurzeln stattgefunden hat und nicht
augenblicklich Hilfe geschafft wird.
Der Wasserschierling scheint eigentlich der Schierling zu fein,
dessen sich die Griechen bedienten, um die Todesstrafe an denen
zu vollziehen, welche man heimlich aus dem Wege räumen wollte.
Die Alten scheinen den Saft aus den Wurzelstoct dieser Pfl<»ze
auch zu dem Zwecke gebraucht zu haben, sich selbst einen schmerz»
losen Tod zuzuziehen, wenn sie des Lebens überdrüssig waren.
Chrafyas von Mantinea bereitete in Verbindung mit dem Mohn«
safte ein Gift, welches ohne Schmerzen getödtet haben soll. DaS
Hauptingredienz war höchst wahrscheinlich der Saft aus der Wur<
zel des Wasserschierlings. Auch für Thiere ist der Wurzelstock und
das Kraut ein tödtliches Gift; nur Schafen. Ziegen und Schwel»
nen sind sie unschädlich. Vergiftungen von dem Wurzelstock des
Wasserschierlings sind sowohl aus der älteren als auch aus der
neueren Zeit viele bekannt und sollen hier einige Fälle angeführt
werden. Beispiele von schädlichen Folgen des Genusses des Krau»
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Titel
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Autor
- Anton Woditschka
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Graz
- Datum
- 1871
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.29 x 18.88 cm
- Seiten
- 442
- Schlagwörter
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Kategorien
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie