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mäuseartigen, kopfeinnehmenden, leicht thränenerregenden Geruch
und äußerst scharfen, widrigen, tabakartigen Geschmack, In Wasser
wenig, in Alkohol, Aether, Fetten und ätherischen Oelen leicht
löslich; alkalisch reagirend; mit Säuren vollständig eieutrealisirte,
schwer lösliche, sehr giftig wirkende Verbindungen (0ouüll»»l2ß)
bildend.
Das Oonim ist eines der giftigsten, schnellsten wirkenden
Substanzen. Drei Tropfen einer Katze ins Auge gebracht, tödtete
diese in 1'/- Minute, und 5 Tropfen in den Schlund eines kleinen
Hundes gebracht, singen nach 30 Sekunden an zu wirken, und
nach abermals 30 Sekunden verschied das Thier. Ein Hund, dem
2 Tropfen (falzsaures) Oouün in die Hüftader eingespritzt wurden,
hörte zwischen 2—3 Sekunden auf zu leben.
Der Gehalt an wirksamen Bestandtheilen soll beim gesteckten
Schierling ganz ungemein verschieden fein. Der in Gärten gewach-
sene ist bedeutend schwächer, als der wild gewachsene. Der eng-
lische soll sehr mild sein: im nördlichen Frankreich ist der Schier-
ling nicht so giftig wie im südlichen, und in der Krim soll er
sogar ohne Schaden gegessen werden können. Am kräftigsten kommt
der Schierling in Portugal, Spanien, Italien und Griechenland
vor. Zur Alüthezeit soll (nach Flückiger) das Kraut am wirksamsten
fein. Durch das vorsichtige Trocknen gehen die Kräfte des gefleckten
Schierlings nicht ganz verloren, wie zahlreiche Erfahrungen am
Krankenbette und durch Versuche an Thieren es zu Genüge er-
wiesen haben.
Auf die Stelle, wo man es auflegt, verursacht das Oonüu
eine mehr oder minder bedeutende Reizung; die allgemeinen Wir-
kungen zeichnen sich vorzugsweise durch eine rasch überHand nehmende
Lähmung des Muskelsystems aus, welche zuerst die Organe der
freiwilligen Bewegung ergreift, sodann auf die Athmungsmuskeln
übergeht, und so unter aphyktifchen (Ohnmacht, Pulsstockung,
Scheintod) Erscheinungen den Tod herbeiführt.
In kleinen Gaben wirkt der gefleckte Schierling auf das
Nervenleben herabstimmend und alterirend, als beruhigendes, schmerz«
und krampfstillendes Mittel ein.
In größeren Gaben treten die narkotischen und scharfen Eigenschaf'
ten stärker auf und veranlassen Trockenheit und Kratzen im Halse,
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Titel
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Autor
- Anton Woditschka
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Graz
- Datum
- 1871
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.29 x 18.88 cm
- Seiten
- 442
- Schlagwörter
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Kategorien
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie