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Der einiährige Trieb ist ganz einfach, aufsteigend, steif, V?—1
Fuß hoch, gerade oder leicht gebogen, rund, glatt und mit fehl feinen
Haaren befetzt, an seiner Spitze vierblätttig und einbMhig, fönst nackt;
sein oberer Theil ist grün, der untere röthlich oder roth gestreift, der
unter der Eide befindliche aber weiß,
Blätter gewöhnlich 4, felten 5 oder 6, eliptisch zugespitzt,
sitzend, am Grunde auch oft in einen kurzen Blattstiel verschmälert,
g—4 Zoll lang, IV2—2V« Zoll breit, dreinervig, aderig, kahl, dünn,
oben matt dunkelgrün, unten bläßer und etwas glänzend,
Blüthe einzeln an der Spitze; Blüthenstiel I V2 Zoll lang,
aufrecht, Kelchblätter 4, schmal-lanzettlich, zugespitzt, etwas länger als
die gelblichen, pfriemig^linealen Blumenblätter. Staubgefäße in der
Negel 8 am Blüthenboden, Staubbeutel unter der Mitte der langen,
pfriemigen Staubfäden zu beiden Seiten angewachsen. Fruchtknoten
kugelig, unvollkommen vierseilig, oben verflacht mit einer tiefen Grube,
oiolet 'oder röthlich. Griffel 4, viel kürzer als die Staubgefäße, Narben
zurückgekrümmt.
Frucht. Eine vierfächrige, schwarzbraune Beere von der Größe
einer kleinen Kirsche, rundlich, undeutlich vierseitig. Samen zahlreich,
in zwei Reihen, schief eirundlich.
Bll l thezeit und Fundort. Blüht im Mai und Juni und
wächst in schattigen Waldein unter Gesträuchen, mehrere beisammen.
In der Steiermark koiumt sie vor in feuchten schattigen Wäldern,
Auen, bei Graz, am Fuße der Stubalpe in der Salla und Göstnitz^
graben u, v. a. O.
Eigenschaften und Wirkungen.
Die ganze Pflanze hat einen schwachen, unangenehmen, be-
täubenden und rauchähnlichen Geruch. Ihre Blätter bezitzen einen
faden, etwas bitterlichen Geschmack; die Beeren schmecken schleimig,
weinartig, widerlich, später prikelnd. Das wirksame Princip dieser
Pflanze soll nach Walz ein eigenthümliches, den ßmilaoin ähnlicher
Stoff sein, den man den Namen I^r^äin beigelegt hat; außerdem
enthält sie noch ^«paia^in. Das ?kraäin läßt sich in krystallini»
scher Form darstellen, erscheint a.ifangs geschmacklos, verursacht
aber später ein starkes und lang anhaltendes Kratzen mit etwas
Brennen, doch ohne Bitterkeit. Der Genuß der Beeren erregt
heftige Schmerzen im Magen, Schwindel, heftiges Kopfweh, Be-
täubung, Durchfall und zuletzt heftiges Erbrechen. Den Hühnern
sollen sie tödlich sein. Die Blätter haben eine abführende und
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Titel
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Autor
- Anton Woditschka
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Graz
- Datum
- 1871
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.29 x 18.88 cm
- Seiten
- 442
- Schlagwörter
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Kategorien
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie