Seite - 217 - in Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
Bild der Seite - 217 -
Text der Seite - 217 -
217
beunruhigende Wirkung, Die Wuizel wirkt brechenerregenb. Die
Beeren, welche bei Unerfahrenen und vorzüglich bei naschhaften Kindern
leicht durch die Aehnlichkeit mit Heidelbeeren (Schwarzbeeren)
verfühlt, dieselben genieße» und gefährliche Zufälle herbeiführen,
unterscheiden sich von den Heidelbeeren (Schwarzbeeren) durch ihre
merklichere Größe und dadurch, daß die ersteren an einem kleinen
Strauche, diese aber nur auf einer krautartigen Pflanze vorkommen.
Vergiftungen durch die Einbeere.
Erste Beobachtung
Zu einem Ehepaare wurde ein Arzt gerufen und fand es
in folgendem Zustande: Der Mann war schon eine in Fa'ulniß
übergegangene Leiche. Das Weib krümmte sich auf der Erde, ließ
von Zeit zu Zeit ein' gellendes Geschrei hören und verfiel zeit»
weilig in Verzückungen, wobei sich der Rücken wie ein Bogen nach
hinten krümmte, so daß der Kopf fast auf dem Nacken auftag.
Dabei war der Mnnd fest geschloffen und die Augen unbeweglich
hervorgetrieben. In dies m Zustande blieb sie etwa 5 Minuten,
die krampfhafte Spannung ließ dann nach und der Körper fiel
widerstandslos zusammen, die Augen schlössen sich, der Unterkiefer
fiel herab, der Puls war unfühlbar, das Athmen kaum zu merken.
Angeredet, schlug sie die Augen auf, blickte die Umstehenden stier
an, spuckte Wasser, Wein und Thee, was man ihr einzugießen
versuchte, aus, und war völlig unfähig, sich auf den Beinen zu
erhalten. Bei der Untersuchung des Zimmers fand man einen
Sack, in welchem man eßbare und verdächtige Schwämme, schon
in Fäulniß übergehend, nebst Heidelbeeren und unter denselben
größere, tiefschwarze Beeren vorfand, die man als Einbeeren er-
kannte. Daraus hatten sich die armen Leute ein Abendessen bereitet,
wie die Uebereste in einer Schüssel und an den Löffeln bewiesen,
.Die Frau wurde in ein Krankenhaus gebracht und zweckmäßig
behandelt. Am zweiten Abend fing sie an, irre zu reden, hatte eine
heiße Haut, glänzende Augen, starken Durst, wies aber tas Ge-
tränt slets mit Abfcheu zurück; sie sing an zu rasen, sprang aus
dem Bette und wollte entfliehen, Eisumschläge und andere Mittel
15
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Titel
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Autor
- Anton Woditschka
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Graz
- Datum
- 1871
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.29 x 18.88 cm
- Seiten
- 442
- Schlagwörter
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Kategorien
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie