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obachter der Geschmack etwas bitter sein soll. Das wirksame Princip
des ziemlich stark mehlieichen Samens, ist noch nicht genügend er»
forscht. Nach Bley soll es eine schmutzig weiße, leichte, blätterig»
pulverige Substanz sein, rer mau den Namen I^olii» beigelegt hat.
Bei damit angestellten Versuchen bewirkte schon V,° Gran dieser
Substanz Kratzen in dem Halse uud Mattigkeit im ganzen Körper,
was aber nur eine kurze Zeit dauerte. Muratori will als Wirt»
samen Stoff eine eigenthümliche Säure erkannt haben. Neben dieser
Säure sand derselbe darin auch ein grünes Oel, was übrigens
noch einer näheren Bestätigung bedarf. Daß der schädliche Stoff
flüchtiger Natur ist, hierauf deutet nicht allein sein Uebergehen in
das Destillat beim Branntweinbrennen, sondern auch das von
Parmentiec angegebene Verfahren zur Unschädlichmachung des
Samens; nach ihm soll man dieselben, ehe sie gemahlen werden,
im Backofen a.isd3rren; das Brod, zu welchem solches Mehl ge-
nommen wird, scll nicht ungesund sein, besonders wenn es
vollkommen erkaltet ist, ehe es gegessen wird. Die Dünste, die sich
entwickeln, wenn man Lolchsamen röstet, verursachen Kopfweh und
Eingenommenheit des Kopfes, (Berge und Riecke Giftpsianzenbuch.)
Der Taumellolch soll sehr giftige, von Nervenlähmung her»
rührende Zufälle, ja sogar den Tob herbeiführen. Netteren Leuten
schadet er mehr als Kindern. In geringeren Gaben in den Magen
eingefühlt, bewirkt er nur Schwindel und Taumel wie im Rausche.
Größere Gaben steigern jedoch diese Erscheinungen bis zu Störungen
in den Verrichtungen der Sinnesorgane, und äußern sich die
traurigsten Wirkungen, indem sich Verwirrung der Sinne, Doppel«
und Funkensehen, Starrheit der Augen, Ohrenklingen und Brausen,
Irrereden, Tobsucht und nachfolgende Schlafsucht, Herzensangst,
Magmschmerzen und Magenkrampf, starke Schweiße, Sprachlosig»
keit, dann Eckel, Neigung zum Erbrechen oder wirkliches Erbrechen,
Zuckungen, Zittern in den Gliedern, Klampfe, große Hinfälligkeit
einstellen, uud endlich langsamer oder schneller Tob durch Lähmung
eintritt. Bier, das aus mit Taumellolch verunreinigter Gerste be°
reitet wird, wird sehr berauschend; demnach pflegen gewissenlose
Bierbrauer bisweilen den Taumellolch absichtlich unter die Gerste
zu mengen, um dem Bier eine berauschende Kraft mitzutheilen.
Bei Pferden verursacht er de» Koller, Blindheit und andere nble
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Titel
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Autor
- Anton Woditschka
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Graz
- Datum
- 1871
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.29 x 18.88 cm
- Seiten
- 442
- Schlagwörter
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Kategorien
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie