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gens in der cultivirten Pflanze weit weniger entwickelt als in der
wildwachsenden. Man hat Beispiele, daß der Genuß der Blätter
die nachtheiligsten Folgen bei Menschen, entsetzliche Herzensangst,
Ohnmachten, Kälte, Anschwellung des Unterleibes und andere ge-
fährliche Zufälle hervorgebracht hat, Dr. Hahnemann (stehe dessen
Apothekerlex. Art. Unhold-Oleander) sah selbst nach fünf Gran
verschluckten Pulvers von den Blättern Bauchstuß, juckenden Kepf»
ausschlug, Abschuppung des Oberhäutchens über den ganzen Leib
erfolgen. Das Kauen der Blätter bringt schon Entzündung der
Schleimhaut, der Mundhöhle und der Zunge hervor. Auch die bloße
Ausdünstung der Blumen ist für die Gesundheit des Menschen
in Zimmern nachtheilig. Daß diese Pflanze tödtliche Wirkungen
hervorzubringen vermag, ist durch Versuche an Pferden, Eseln,
Ziegen, Schafen und Hunden zur Genüge erwiesen. Die Hunde,
mit denen Orsila experimentirte, bekamen Erbrechen, Durchfälle,
wimmerten vor Schmerzen, hatten Schwindel, die Pupillen erwei«
terten sich, die Augen wurden unempfindlich gegen Lichtreiz, die
Gliedmaßen halb gelähmt, der Tod erfolgte unter Convulsionen.
(Berge und Riecke, Giftpflanzenbuch,)
Vergiftungen durch Oleander.
Erste Beobachtung.
Eine Frau von 28 Jahren hatte sich von Oleanderblättern
einen Thee gekocht und einen kleinen Becher davon getrunken.
Bald daraus war heftiges Würgen und Erbrechen, Schmerz in
der Magengegend und Ohnmacht eingetreten. Sie war bei Ankunft
des Arztes steif ausgestreckt, sehr bleich und ihre Gliedmaßen kühl,
die Augen stier, glanzlos. Sie zuckte krampfhaft um den Mund,
antwortete zwar, das Sprechen aber war ihr schwer, wie man mit
ihr aber aufhörte zu sprechen, fiel sie alsbald in Schlafsucht. Sie
beklagte sich nur über bittern Geschmack im Munde, Schmerzen
in der Magengegend, Steifigkeit der Gliedmaßen, besonders der
Finger der linken Hand. Bei zweckmäßiger Behandlung wichen
diese Erscheinungen, die Kranke verfiel in Schlaf und am zweiten
Tage war sie wieder hergestellt, nur klagte sie noch über Krampf in der
linken Hand. (Pecirka, Giftgewachse Oesterreich«! und Deutschlands.)
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Titel
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Autor
- Anton Woditschka
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Graz
- Datum
- 1871
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.29 x 18.88 cm
- Seiten
- 442
- Schlagwörter
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Kategorien
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie