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faden, süßlichen Geschmack besitzen. Die Meerzwiebel enthalt einer,
weißlichen (milchigen), dickschleimigen, äußerst scharfen Saft, so wie
auch Krystallnaveln, welche auf der Haut eingerieben, Jucken
Brennen, Erythem (Röthung), selbst kleine Blasen hervorrufen.
Diese mechanischen Wirkungen, die von der Zwiebel selbst längst
bekannt sind, wollte man früher einem eigenthümlichen scharfen und
flüchtigen Stosse zuschreiben. Die Hauptbestandtheile der Meerzwiebel
sind (nach Flückiger) Gummi und Zucker, und ein besonderer Bitter-
stoff, der 8ci11itiii genannt wird, welcher merkwürdige Eigenschaften
zu besitzen scheint, aber immer noch nicht befriedigend gekannt ist.
Schroff schließt aus seinen physiologischen Versuchen auf die
Gegenwart eines nicht flüchtigen scharfen Stoffes (skuis'iu?) neben
8oMtiu, das ganz besonders in den äußersten Schalen der, roth-
braunen Zwiebel feinen Sitz habe, in den innersten Schalen aber fehle.
Als wirtsames Princip der Meerzwiebel nimmt man einst-
weilen nach Schroff das LeiMin an, das nach Manchen, wie Bley,
eine in langen, weißen, biegsamen Nadeln krystallisirende Substanz,
nach Anderen, wie Merk, ein reineres Ertract von brauner Farbe
und gewöhnlicher Ertractconfistenz verstanden wird.
Die Meerzwiebel im frischen Zustande auf die Haut gebracht,
verursacht Erythem, in manchen Fällen sclbst Blasen und erzeugt
die Empfindung des Brennens. Bei mäßigen Gaben innerlich
genommen, wirkt die Meerzwiebel vorzüglich auf die Harnwerkzcuge
imd die Schleimhaut der Respirationsorgane, sie vermehrt die
Urinabsondernng und fördert den Auswurf; zugleich reizt sie gnne
die Verdauungswerlzeuge, ruft Uebclkeit und Erbrechen hervor.
Größere Gaben, innerlich genommen, erregen wahrhafte Vergiftungs-
zufälle und es erfolgt nicht allein Uebelkeit und Erbrechen mit
heftigen Schmerzen im Unterleibe, sondern auch Durchfall, heftiger
Magenkrampf, Harnzwang, Blutharne.., profuse Stuhlentleerungen,
convulfivische Bewegungen, Entzündung, Brand des Magens und
der Gedärme und der Tod, welchem bisweilen Schwindel, Be-
täubung, Delirien vorangehen. Auch bei Hunden und Katzen, denen
man die Meerzwiebel versuchsweise gab, sah man den Tod erfolgen.
Ebenso sah man Schweine, Hühner und Fische, die von Brodteig
fraßen, in welchem Meerzwiebel gebacken worden waren, davon zu
Grunde gehen. Die Meerzwiebel besitzt, wie die meisten derartigen
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Titel
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Autor
- Anton Woditschka
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Graz
- Datum
- 1871
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.29 x 18.88 cm
- Seiten
- 442
- Schlagwörter
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Kategorien
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie