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Mais oder türkischen Weizens) zumeist jedoch be« Roggens oder Korn«
(8LC»Ie esi-sals, 1^ .) in seinen, noch unentwickelten Zustande, an dessen
Spitze eine eigenthümliche, klebrige, übelriechende Flüssigkeit dar, worauf
sich dieselbe schnell in einen walzlichen, aus den Spelzen hervorragenden
Körper verwandelt, der nach obenzu verschmälert, auf zwei Seiten
etwas furchig, 6—12 Linien lang, meist etwas mondföimig gekrümmt,
außen biaunviolett, «st wie bestäubt, inncn weiß oder schwärzlich ist
und Mutterkorn genannt wird. Nach den von Tulasne in neuerer
Zeit erfolgten Nachweisungen ist das Mutterkorn ein auf den Frucht-
knoten sich entwickelnder Keulenpilz, dem man den Namen Olaviesri»
purPurß» lulaziiß beigelegt hat.
Außer bc.i obgenannten Getreidearten findet sich das Mutter«
körn auch an Gräsern aus den Geschlechtern I°ritill»im, lloräeum, I^a-
, u. s. w.
Eigenschaften und Wirkungen.
Im frischen Zustande ist das Mutterkorn weich, etwas
schwammig, wird aber durch das Trocknen hart und leicht zer-
brechlich, geruchlos und entwickelt nur beim Pulvern einen etwas
dumpfigen ober moderartigen Geruch, der Geschmack ist fade und
widerlich, süßlich, fettig, später ein gelindes Zusammenschnüren des
Schlundes hinterlassend.
Das wirksame Princip des Mutterkorns ist das von Niggers
dargestellte Vr^otiu und ein eigenthümliches fettes Oel; außerdem
enthält es noch Fungin und etwas Pilzzuckei. Die Hauptbestand«
theile des gefunden Korns. Stärkemehl und Kleber fehlen im
Mutterkorn ganz.
Das ülFotm ist im Weingeist leicht löslich und färbt den-
selben rothbraun. Es hat einen widerlich aromatischen Geruch und
einen scharfen, etwas bittern Geschmack.
Bei mäßigen Gaben bewirkt das Mutterkorn beim Menschen
eine Belebung der Verdauung und vermehrt die Speichel- und
Harnabsonderung. Bei größeren Gaben folgen Gefühl von Brennen
in der Herzgegend, Magenweh, Uebelteit, Brechneigung bis zum
wirklichen Erbrechen, Kolikschmerzen, selbst bis zur Darmentzündung
gesteigert, öftere Stuhlausleerungen von sehr übelriechenden Excre-
menten, und bei noch größeren Gaben, d. h. lothweife und mehr
genossen, vermehrte Wärme, Blutandrang nach dem Kopfe mit
1?
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Titel
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Autor
- Anton Woditschka
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Graz
- Datum
- 1871
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.29 x 18.88 cm
- Seiten
- 442
- Schlagwörter
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Kategorien
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie