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Austreibung uud Röthung des Gesichtes, erhöhte Herz» und Lungen-
thätigkeit und beschleunigten oder verminderten Puls. Ganz specifisch
steigert das Mutterkorn die Thätigkeit des Uterus bis zu den
heftigsten Zusammenziehungen, sogar bis zur abortiven Wirkung.
In so großen Gaben genommen, greift das Mutterkorn auch
das höhere Nervenlcben und die Sinnesorgane sehr bedeutend an
und verursacht Eingenommenheit des Kopfes, Schwindel, Zittern,
Convulsionen, Krieb lkrantheit (Ergctismus) u. f. w,, und durch
Pupillenerweiterung sich ankündigende Lähmung, bis der Tod die
oft monll.elangen Leiten beschließt. Gewöhnlich beginnen diese
Erscheinungen eine halbe Stunde nach dem Genusse des Mutter»
lorns, dauern Stunden, auch wohl halbe Tage lang an, und
hinterlassen dann noch Mattigkeit, großen Durst, Widerwillen gegen
Speisen, besonders Fleisch u. s. w.
Besonders nachtheilig erweist sich das Mutterkorn, wenn es
durch längere Zeit, wenn auch in mäßigen Gaben, wiederholt in
den Organismus aufgenommen wird; wie dies der Fall ist in
Jahrgängen, wo ziemlich viel Mutterkorn sich erzeugt hat, wenn
nicht auf dessen sorgfältige Ausscheidung aus dem Getreide Bedacht
genommen wicd. Die hierdurch erzeugte sogenannte Kriebelkrankheit
hat man nicht selten, besonders im Mittelalter, in epidemischer
Ausbreitung beobachtet, so sind z. B. im Jahre 922 in Spanien und
Frankreich ihr 40,0(X) Menschen erlegen. Hauptsächlich in Frankreich
(Sologne, Lothringen), Hessen, Schlesien, Böhmen, Rußland-
Finnland, Schweden hat diese Krankheit furchtbar gewüthet.
Man unterscheidet zwei Formen dieser Krankheit, je nachdem
die hervorstechenden Erscheinungen in Schwindel, Schmerzen und
krampfhaften Zusammenziehungen der Muskeln oder in brandigem
Absterben einzelner Theile des Körpers, vorzüglich der Füße bestehen.
Der Name der Krankheit bezieht sich auf das ihr eigenthümliche
Gefühl der Kranken von Kriebeln oder Ameisenlaufen in den
Gliedmaßen.
Auch bei den verschiedenartigsten Thierklassen, bei Stuben«
stiegen, bei Blutegeln ebenso wie bei Vögeln und Säugethieren,
unter welch' letzteren übrigens die Pflanzenfresser weniger leicht
angegriffen weiden sollen als die von animalischer oder gemischter
Nahrung lebenden, äußert das Mutterkorn jeine nachiheiligen
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Titel
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Autor
- Anton Woditschka
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Graz
- Datum
- 1871
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.29 x 18.88 cm
- Seiten
- 442
- Schlagwörter
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Kategorien
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie