Seite - 92 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
Bild der Seite - 92 -
Text der Seite - 92 -
— 92 —
baehes mit der Lafnitz gelegene, in der ganzen Ost-Steiermark
als trefflich bekannte Gasthaus Beigütel des Franz Lehner
erreicht. Fremdenzimmer mit zwei Betten ä 40 kr., Küche
und Keller vorzüglich, gastliches Heim. Von saftig grünen
Wiesen und wildschäumenden Gebirgswässern umsäumt, ein-
gebettet zwischen prächtigen Laub- und Nadelholzwaldungen,
bildet das kleine, aber so wirthliche Beigütel ein vorzügliches
Standquartier für eine ganze Reihe Thal-, Hügel- und Gebirgs-
touren, und zwar :
1. Nach Reinberg. Wenige Minuten von Beigütel, wo
die donnernd daherstürzenden Wässer der Lafnitz und des Vorauer-
baches sich vereinigen, liegt hoch über den Thälern am Ende
jenes Höhenzuges, der von den genannten zwei Wässern begrenzt
wird, auf waldumschlossener kleiner Fläche das uralte Kirchlein,
zu dem wir vom Eingange der Vorauerstrasse, rechts ein Gehege
übersetzend, durch schattigen Tannenwald in 20 Minuten
emporsteigen. Nicht immer war es so friedlich uud waldeinsam
hier, wie heute, stand doch einst auf dem nahen Felsgipfel,
der, steil abfallend, wie eine Landzunge, von der Lafnitz und
Vorau bespült wird, die Hochburg, derer von Reinberg, von
welchen sich schon 1217 ein Wülfing und sein Bruder Wolf-
her, ein tapferer Kreuzfahrer, historisch nachweisen lassen.
Ein Sohn eines (lieser Brüder, Namens Heinrich, wird als
schlimmer Raubritter bezeichnet. Später wurde die Burg von Schaifern,
Pflegern oder Burggrafen verwaltet, als deren Erster, 1309, Hanns
von Friedberg, Schett'er ze Ruembach, und als Letzter, 1403, Chunrat
der Perner ze Ruemberg erscheint. Von dieser Zeit verschwindet die
Burg aus den geschichtlichen Annalen und dürfte daher gegen Ende
des 15. Jahrhundertes den Mordbrennerschaaren AVilhelm
Baum-kirchers,
gleich vielen anderen umliegenden festen Edelsitzen, oder wie
die Sage wissen will, einem Bauernaufstände zum Opfer gefallen sein
Die Hochburg war gegen Norden und Westen mit heute noch
sichtbarem Wallgraben bewehrt, ausserdem markiren noch einige
Bodenerhebungen die Conturen der ehemaligen Baulichkeiten, wie
auch noch Reste von Parapetmauern an der Südseite und der Cisterne
an die Hochburg erinnern. Die tiefer liegenden Gebäude des
Unter-schlosses,
die sich bis zur heutigen Kirche ausgedehnt haben mögen,
beschützte ein zweiter Graben. Der alte Burgweg führte an der
Süd-seite
des Schlosses empor und mündete in dem heute noch benützten
Hohlweg, der unter der Friedhofsmauer im Westen ansteigt.
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Titel
- Die nordöstliche Steiermark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- -
- Ort
- Graz
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.93 x 17.9 cm
- Seiten
- 498
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918