Seite - 147 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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führen von allen Seiten reizende Waldwege nach dem Fieberbründl,
namentlich auch von St. Johann, dem Pfarrorte des Gnadenortes.
Setzen wir unsere Wanderung nach Hartberg fort, so
haben wir noch kurze Zeit anzusteigen, worauf die Strasse
längere Zeit auf dem Hochplateau hinführt, um sich sodann
langsam in das Thal der Safen nach Kaindorf hinabzusenken.
Auf dieser Strecke links schöner Blick in den Pöllauer Kessel,
rechts auf der Höhe die herrliche gothische Kirche Pöllauberg.
Kaindorf. Gasthäuser: „Zur Post", Josefine Schirnhofer,
3 Zimmer, gute Küche; J. Thyr, Bäcker, 2 Zimmer; Lang, mehrere
Zimmer; überall billig. — Postamt, Telegraphenamt im
An-züge.
Posthaltestelle. — Freiwillige Feuerwehr, gegründet 1874.
Kaindorf. grosses Pfarrdorf mit 90 Häusern (10 zur
Umgebung gehörig) und 560 Einwohnern, am linken Ufer der
Safen, an der Berglehne sehr freundlich gelegen, wichtiger
Kreuzungspunkt der Gleisdorf - Hartberger und der Pöllau-
Waltersdorfer Strasse. Sehr schönes, 1875 erbautes Schulhaus.
Die bei Muchar angeführten (8), in der Gegenwart leider bis
auf einen, der in die Pfarrhofmauer eingefügt wurde, verschollenen
Römersteine lassen schliessen, dass Kaindorf schon zur Römerzeit
bewohnt gewesen ist.
Urkundlich erscheint der Name Chvnendorf im Jahre 1157
zum erstenmale, im 14. Jahrhundert Chuendorff, auch Chundorff, und
erst seit dem 16. Jahrhundert Khaindorff und Kaindorf genannt.
Wann die Pfarre gegründet wurde, ist nicht bekannt,
ursprüng-lich
war die Kirche zum heil. .Tacobus eine Besingkirche zu
Hart-berg;
doch erscheint schon 1313 ein eigener, mit allen pfarrlichen
Rechten ausgestatteter Vicarius perpetuus hier angestellt.
Die gegenwärtige Kirche, eine barocke Hallenkirche, ist von
Remigius Horner, dem Erbauer der herrlichen Stiftskirche in Pöllau,
in den Jahren 1715—1717 errichtet worden; Pfarrer und Bauherr
war Adam Melchior Ettinger (1689—1738).
Als man das Pflaster der alten Kirche aufhob, fand sich
darunter eine bedeutende Menge von Gold- und Silbermünzen, die
als willkommene Beisteuer in den Baufond floss. Wahrscheinlich
hat sie ein Pfarrer vor der Türkeninvasion im Jahre 1532 verborgen,
und hat in derselben Lehen oder Freiheit verloren, so dass er seinen
verborgenen Schatz nicht mehr heben konnte. (Die Silbermünzen
trugen das Zeichen Sigismundi des Münzreichen von Tirol.)
Das an der Aussenseite des circa 30 M. hohen, am Presbyterium
angebauten, sehr alten Thurmes angebrachte Teuffenbach'sche
Epitaphium (Mann und Frau, vier Söhne und zwei Töchter,
kniend, Hochrelief), hat folgende Geschichte: Friedrich von Teuffen-
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Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Titel
- Die nordöstliche Steiermark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- -
- Ort
- Graz
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.93 x 17.9 cm
- Seiten
- 498
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918