Seite - 43 - in Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
Bild der Seite - 43 -
Text der Seite - 43 -
IV. Einrichtung der Mickl'rche.
lcich jedem anderen Hanse bedarf das Hans Gottes einer, seinen üwecken entsprechenden Einrichtnug.
Dieselbe zersällt nach Gcstimmung nnd (»ertlichkeit i» ziuei ,XbtheiInngcn, in eine innere, den
liturgischen Handlungen unmittelbar dienende, auch wohl zu deren Uerherrlichung und znr Zierde
des üirchenraumes beitragende, und in eine andere, ivelche den verkehr der Kirche niit der Welt
besorgt und daher zweckmäßig in den hervorragendsten Theilen des ^aues, in de» Thürmen
untergebracht ist. I,u der ersteren Gruppe gehören vor allein die Altäre, dann die Uauzel, der
Tnufbrunncn nnd die Meihwnsserbccken, Kirchenbänke nnd Beichtstühle, die Orgel, Lnster und Enndelaber, etwaige
Denkmäler und die Gitter; zur äußeren Einrichtung gehören die Glocken und die Thurmuhr.
IWIenn sich der Meister der Uotiukirche bei seinem Gaue von dem beengenden Suchen nach archäologischer Eonsequeuz,
wie von dem Haschen nach Originalität gleicherweise entfernt zu halten wußte, so i!t er auch mit derselben, dnrch Uüffe»
zwar geregelten, sonst aber unbefangenen künstlerische» Freiheit an die Schaffung der wichtigsten Einrichtnngsstücke
gegangen. Während die Grundform der Uotivkirche vorwiegend dem tranMschen Systeme folgte, während dann in der
Ausführung des Gaues insbesondere die Formen der dentschen Gothik zur Gellung kamen, schließt sich die innere
Einrichtung der Kirche nnneist a» jene glücklich überlieferte», doch weniger strengen Denkmäler a», ivelche der nnr
zögernd nnd unter wesentlichen Eiiischränkungen hinübergenmnmene nordische Stil in Italien gezeitigt hat. linr aus
solchen Eompromissen ergibt sich die Uersöhnnng der Gegensil'.e, in welche die UÜederbelebnng eines verloren gegangenen
ilcs mit der modernen Empsindnng und den veränderten ,Xnsordcrnngen des Cultus nothwendig geräth.
die Altäre die wichtigsten Geslandtheile der Inneneinrichtnng, !c> ,!! unter diesen wieder weilans der vornehmste,
sozusagen der geistige Mittelpunlit der ganzen Kirche der Hochaltar im Chöre, der daher in jeder Geziehnng ausgezeichnet
erscheint. Es ist ein freistehender Ciborienaltar von jener reichen Anordnung, ivelche schon die altchristliche Gasilica
schmückte und sich bis in das XIII. und XlV. <Aahrhuudert erhalten hat. Der spätguthische hochansragende Ilügelaltar
mit seinen weiten Gildflächen nnd Schnitzereien wäre hier nicht an, ^lahe gewesen, da er de» luftige» lM'ilerbau des
Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
- Titel
- Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
- Autor
- Moriz Thausing
- Verlag
- Verlag von R. v. Waldheim
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 25.0 x 33.2 cm
- Seiten
- 148
- Schlagwörter
- Kirche, Kunstgeschichte, Architektur
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918