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Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
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gothischen Stile bietet aber der Ccmstruction nicht geringe Schwierigkeiten. Der Durchblicke halber sollen seine Stützen möglichst dünn, also Säulen sein, während doch der schwere Aufbau mit seinen steilen Giebeln eigentlich kräftige Pfeiler als Widerlager verlangte. Es bleibt kein anderer Ausweg als die Einziehung eiserner Ichließen, wie sie denn die Italiener in solchen Iälleu auch rückhaltlos angewendet haben. Eine andere, nicht leicht Zu lösende Aufgabe ifl auch der Abschluß dieses Altargehäuscs nach oben. Eine Krönung über der Kreuzung des, eine Art Vierung bildenden Doppeldnchcs erscheint nnerläßlich, mn nach der starken Qetonung der horizontalen, auch der aufstrebenden Richtung wieder gerecht zu werden, welche durch den Stil des ganzen üauwerkcs unbedingt gefordert wird. Diesen verschiedenen Gedenken und Erfordernissen hat der Architekt in folgender Weise Rechnung getragen: Vier in's Ouadrat gestellte monolithe Säulen aus rothem Granit vom Fichtclgcbirge mit weißen Gasen und Glättcrcnpitälcn tragen den Galdachinbau von Grisiguanoltein, der sich nach allen vier Seiten in ziemlich stumpfen, gicbclvckröntcn Spitzbögen öffnet. An den Ecken oberhalb der Säulen stehen dreiseitige Iialen mit Statuen von U. Streschnnk. Es sind vorne zwei Gischöse und Märtyrer und rückwärts zwei königliche Vrnuen: Papst Elemens, der Schüler und Nachfolger Pctri, und Polucnrpus, Gifchof von Imu,rnn; Adelheid, die Prinzessin von Qurgund und Gemahlin Kaiser Ottos I., und dessen Mutter Mathilde, die Gemahlin des deutschen Königs Heinrich I. Die vier seitlichen Hnuptbögcn und die feinen Rippen der beiden Dingonalgurten trage» ein Kreuzgewölbe, dessen Kappen aus dünnen Ziegeln zusammengesetzt und von Ferdinand Lnufvergcr mit den allegorischen Figuren der vierEnrdinaltugeuden: ?iuäentia, 5u8titia, ^ortiwäo und I'empkl-Äntia bemalt sind. Am Schlußsteine in der Mitte schwebt der heilige Geist in Gestalt der Taube. Die senkrechten Nachen der mer Zpitzgievcl find mit Mosaiken aus GlasIWen geschmückt. An der vorderen, dem Schiffe zugekehrten Seite Maria mit geöffneten Armen als OranZ oder Fürbitterin der Ehristen in der goldenen Mandorla, der Schlange den Kopf zertretend, und zu ihren Seiten in den unteren Ecken zwei sie verehrende Engel mit Spruchbändern, darauf die Worte der hier ergänzten Stelle bei Lucas I. 46—47: Ullß'mücnt aniinlv (mea Oomwum) — Lxulwvit 8pü'i(tu8 IN6U3 in veo salutaii ineo). Dies Mofnikbild stammt aus der päpstlichen Fabrik im Uatikan und ist eine Widmung von Pius IX., dessen Namen auch links unten angebracht ist, ihm entgegengesetzt rechts das päpstliche Wappen. Die drei anderen Mosaiken kommen aus den Ateliers von A. Neuhauscr in Innsbruck und stellen dar: das an der Rückseite Ehristus aus dem Regenbogen thronend mit dem Guche des Lebens zwischen zwei, Rauchfässer schwingenden Engeln, das an der linken oder Evangelicnscitc den Engel der Gerechtigkeit mit Wage und Ichwert schwebend, in den Zwickelseldern darunter Schriftbänder mit den Inschriften: Venit äies ni«,ßnu8 ir»? ip8orum — et cM8 potent 3tme. ^poca1^p8i8 VI. 17; und das an der entgegengesetzten rechten Seite den Engel der Apocalypsc, das Guch mit den sieben Ziegeln haltend, und in den Zwickeln die Inschriften: Hui non inventus e8t m lidro vitN — ini88U8 68t m 8wßnum ißiÜ8. ^,p0C9,1vp8i8 XX. 9. Die Enrtons zu allen vier Mosaiken lieferte M. Trenkmald. Die vier Giebel des Galdachins sind nichts als die seitlichen Abschlüsse seiner zwei sich kreuzenden Satteldächer, welche mit schuppenförmigen Platten gedeckt sind. Auf der Durchkreuzung dieser Dächer sitzt, in der Art eines Dachreiters, ein krönendes Spitzthürmchen. Das Postament desselben ist von diagonal gestellten Säulcheu umgeben, die auf den schrägen Durchkreuzungslinien der Dächer auffitzen und freistehende Engel mit den Leidenswcrkzeugen Christi tragen. Auf dem mittleren, ein wenig höheren Postamente steht die lebensgroße Gewnndfigur des verklärten Snlvntors, mit der Rechten fegnend, die Linke nn's Herz gelegt, zwischen vier dünnen Pseilerchen, die vier Giebel und einen steilen Thurmhelm tragen, oder anders ausgedrückt: in dem durchbrochenen Leibe einer Fiale, deren Riese mit, durch Vierpäffe erleichterten Platten eingedeckt und mit Kreuzblume und Kreuz abgeschlossen ist. Diese schlanke Ipitzsäule oder Iiale bildet die endliche Krönung des Galdachmbnues und somit des ganzen reichen Altnrwcrkcs. Die Jiguren des Zalvntors und der vier obersten Engel sind ebenfalls von Joseph Gaffer modellirt, um aber weniger zu lasten, gnluanoplastisch ausgeführt und vergoldet von Karl Haas. Uicr lichtgrauc Marmorstufen heben den Altarbnu über das Niveau des PresbiMiums, und in Verbindung mit diefem Itufenbau erhebt sich an der Rückseite des Altares, noch innerhalb des Gllldllchinbaucs, eine doppelnrmige, aus Vrisignnner Stein errichtete Treppe; diese führt ans einen Podest, von 46
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Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
Titel
Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
Autor
Moriz Thausing
Verlag
Verlag von R. v. Waldheim
Ort
Wien
Datum
1879
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
25.0 x 33.2 cm
Seiten
148
Schlagwörter
Kirche, Kunstgeschichte, Architektur
Kategorien
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