Seite - 150 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
Bild der Seite - 150 -
Text der Seite - 150 -
— 150 —
wohl nicht verhören und wir würden uns schon ver-
stehen, ohne solche kategorische Fragen und Antworten.
Die Hauptsache war: ihn noch einmal sehcn — und
Wenn schon geschieden sein muĂźte, so doch nicht ohne
vorher ein herzliches Wort gesprochen, ein inniges
Lebewohl getauscht zu haben . . . Bei dem bloĂź ge-
dachten Worte Lebewohl fĂĽllten sich meine Augen mit
Thränen. —
Iu diesem Augenblick trat der Erwartete ein.
„Ich gehorche Ihrem Befehle, Gräfin nud — Was
ist Ihnen?" unterbrach er sich. „Sie haben geweint?
Sie weinen noch?"
„Ich? . . . nein . . . es war der Nauch — im
Nebenzimmer, der Kamin . . . Setzen Sie sich, Tilling
. . . Ich bin froh, daß Sie gekommen sind —"
„Und ich glücklich, daß Sie mir befohlen haben zu
kommen — erinnern Sie sich? im Namen meiner
Mutter befohlen . . . Auf das hin habe ich mir vor-
genommen, Ihnen alles zu sagen, was mir auf dem
Herzen liegt. Ich —"
„Nun — warum halten Sie inne?"
„Das Sprechen wird mir schwerer noch, als ich
glaubte."
„Sie zeigten mir doch so viel Vertrauen — in
jener schmerzlichen Nacht, wo Sie an einem Sterbe-
bette wachten. — Wie kommt es, daß Sie jetzt so alles
Vertraucu wieder verloren haben?"
„In jener feierlichen Stunde war ich aus mir
selber heransgetrctcn — seither hat mich wieder meine
gewohnte SchĂĽchternheit erfaĂźt. Ich sehe ein, daĂź ich
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 1
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.94 x 18.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik