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wohl nicht verhören und wir würden uns schon ver-
stehen, ohne solche kategorische Fragen und Antworten.
Die Hauptsache war: ihn noch einmal sehcn — und
Wenn schon geschieden sein mußte, so doch nicht ohne
vorher ein herzliches Wort gesprochen, ein inniges
Lebewohl getauscht zu haben . . . Bei dem bloß ge-
dachten Worte Lebewohl füllten sich meine Augen mit
Thränen. —
Iu diesem Augenblick trat der Erwartete ein.
„Ich gehorche Ihrem Befehle, Gräfin nud — Was
ist Ihnen?" unterbrach er sich. „Sie haben geweint?
Sie weinen noch?"
„Ich? . . . nein . . . es war der Nauch — im
Nebenzimmer, der Kamin . . . Setzen Sie sich, Tilling
. . . Ich bin froh, daß Sie gekommen sind —"
„Und ich glücklich, daß Sie mir befohlen haben zu
kommen — erinnern Sie sich? im Namen meiner
Mutter befohlen . . . Auf das hin habe ich mir vor-
genommen, Ihnen alles zu sagen, was mir auf dem
Herzen liegt. Ich —"
„Nun — warum halten Sie inne?"
„Das Sprechen wird mir schwerer noch, als ich
glaubte."
„Sie zeigten mir doch so viel Vertrauen — in
jener schmerzlichen Nacht, wo Sie an einem Sterbe-
bette wachten. — Wie kommt es, daß Sie jetzt so alles
Vertraucu wieder verloren haben?"
„In jener feierlichen Stunde war ich aus mir
selber heransgetrctcn — seither hat mich wieder meine
gewohnte Schüchternheit erfaßt. Ich sehe ein, daß ich
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Volume 1
- Title
- Die Waffen nieder!
- Subtitle
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Volume
- 1
- Author
- Bertha von Suttner
- Publisher
- E. Pierson's Verlag
- Location
- Dresden und Leipzig
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.94 x 18.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Categories
- Biographien
- Weiteres Belletristik