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Dinge – Nutzer – Netze - Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
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42 | Dinge – Nutzer – Netze deutet dieses Phänomen anders als Pomian nicht nur als einen Brückenschlag zwi- schen An- und Abwesendem, sondern schlechterdings als einen zwischen Realität und Fiktion: Durch die Loslösung des Objektes aus seinem ehemaligen Entstehungszusammenhang, die Se- parierung und die Einordnung in einen neuen Bedeutungszusammenhang, der von dem ur- sprünglichen Kontext grundverschieden ist, die Inszenierung, wird das Objekt vom Gebrauchs- gegenstand zum Exponat. Das Objekt ist zwar real, aber es befindet sich nicht mehr im Realen. (Grütter 1997: 671) Diese Neukontextualisierung, die das Museumsding als solches erst entstehen lässt, macht aus dem Objekt zugleich einen Gedächtnisort im Sinne Pierre Noras: Sein Bedeutungsinhalt ist zugleich Produkt als auch Kolportierung eines Wechselspieles zwischen dem historischen Bruch mit der Welt, die es hervorgebracht hat, und der konstruierten Tradition, welche diese (im Sinne Pomians ›unsichtbare‹) Welt mit der unseren verbindet (vgl. Nora 1990: 23f.). Nora macht diesen Zwiespalt am Beispiel des französischen Revolutionskalen- ders deutlich, der für ihn den Idealtypus eines Gedächtnisortes darstellt. Der Revolu- tionskalender hat laut Nora nur deshalb überhaupt historischen Referenzcharakter, weil er sich nicht durchzusetzen vermochte. Hätte er dies getan, wäre er zu jenem Bezugssystem avanciert, in welchem jedwedes geschichtliche Geschehen verortet ist – womit er selbst unspezifisch geworden wäre. Erst seine Abgeschlossenheit im his- torischen Prozess und der Bruch zwischen seiner historischen Situation und der un- seren verleiht ihm seine bezeichnende Qualität für eine bestimmte zeitliche Periode. Nur so können wir ihn an einen bestimmbaren Platz in der Geschichte stellen und uns gleichsam zu ihm in Beziehung setzen. Zu diesem Zweck aber muss die historische Welt zugleich in kontingenter Geschlossenheit konstruiert werden − und dies wiede- rum macht es erforderlich, die geschichtlichen Brüche in narrative Kontinuitäten ein- zuweben (vgl. ebd.: 26ff.). Nichts anderes als eben diese Schaffung von Gedächtnisorten leistet das Museum. Seine Exponate sind materiell auskristallisierte Frakturen der Geschichte. Sie stehen auf einer zeitlichen Grenze zwischen einer Welt, in der sie entstanden sind und einer anderen, die sie nun betrachtet und deutet. Tatsächliche Aussagen kann das Museum mittels seiner Exponate nur dann formulieren, wenn es diese Bruchstellen in den Kontext einer Historie eingliedert, die sinnhaft konfiguriert ist und in die Gegenwart des Publikums mündet. Ausgehend von diesen Überlegungen kann die in der Einleitung dieser Arbeit vorgestellte Museumskritik Paul Valérys durchaus als ein Vorwurf an das Museum gelesen werden, genau diese seine Kerneigenschaft zu verschleiern. Das Museum als Institution, so stellt auch Korff unter Rückgriff auf Valery heraus, möchte seinen Be-
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Dinge – Nutzer – Netze Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Titel
Dinge – Nutzer – Netze
Untertitel
Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Autor
Dennis Niewerth
Verlag
transcript Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4232-6
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
428
Schlagwörter
Virtualität, Kulturerbe, Digitalisierung, Neue Medien, Kulturmanagement, Museumswissenschaft, Digitale Medien, Mediengeschichte
Kategorie
Medien
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