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Dinge – Nutzer – Netze - Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
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76 | Dinge – Nutzer – Netze diesen mediale Träger von Bedeutungsinhalten – nach Waidacher ›Nouophoren‹ – die für sich allein genommen meist unspezifisch sind und keine geschlossenen Aus- sagen formulieren. Darin unterscheidet sich das Museum grundlegend vom Archiv und der Bibliothek, die geschlossene Textkörper sammeln, welche sich auch außer- halb ihrer Räumlichkeiten rezipieren lassen. Die historischen Überreste, welche Mu- seen sammeln, weisen hingegen (wie ›authentisch‹ sie auch immer seien mögen) von sich aus meist keinen klaren epistemischen Charakter auf. Musealisierung ist jener Prozess, in welchem diese Objekte über kontextuelle Einbindungen in Ausstellungs- und Verwaltungskontexte mit jenen Vermittlungs- und Anmutungsattributen belegt werden, welche das Museum zur Ausführung seines gesellschaftlichen Auftrages be- nötigt. Gottfried Korff beschreibt diesen Auftrag als eine »Aufhebung« mit drei Ebenen: Die erste Aufhebung ist die Zerstörung jener Bedeutungszusammenhänge, in wel- chen die Objekte ›ursprünglich‹, also in ihrer historischen Entstehungs- und Ge- brauchssituation, gestanden haben. Das zweite ›Aufheben‹ meint das Sammeln und Aufbewahren, eben das Deponieren der Exponate. Die dritte Aufhebung schließlich beschreibt die Erhöhung und Adelung der Dinge, die vom Museum als Träger kultu- rellen Sinns ausgezeichnet und in seine symbolische Ordnung aufgesogen worden sind (vgl. Korff 2005: 97). Darüber hinaus ist das Museum auch eine Stätte des ästhetischen Erlebens. Mu- seale Räume sind nicht nur mit intellektuell zu dechiffrierenden Bedeutungen und Narrativen aufgeladen, sondern auch mit den auratischen und atmosphärischen Qua- litäten ihrer Exponate – die allerdings, so müssen wir uns vor Augen halten, in weiten Teilen selbst das Produkt des Musealisierungsprozesses und damit der Einbindung der Objekte in kulturelle Deutungsmuster sind. Authentizität und ›Aura‹ sind keine Eigenschaften, welche dem Objekt physikalisch innewohnen. Sie werden im Mu- seum deshalb erfahrbar, weil sich die Institution für die Authentizität ihrer Ausstel- lungsstücke verbürgt. Für eine wissenschaftliche Arbeit drängt sich hiermit aber notwendigerweise auch die Frage nach einem brauchbaren analytischen Zugang zu einer auf diese Weise umrissenen Institution auf. Schließlich gilt es offenbar, nach sehr viel mehr als nur Museumpädagogik und Authentizität zu fragen: Im Museum wird Wissen ge- ordnet und vermittelt, werden Erlebnis- und Gefühlswelten geschaffen, werden Men- schen gebildet, belehrt und erzogen, werden aber auch (Gedächtnis-)Inhalte kanoni- siert, die weit über die Museumswände hinauswirken und das kulturelle Bewusstsein und die Identitäten ganzer Gesellschaften mitinformieren. Das Museum äußert sich, gibt aber auch seinen Besuchern Gelegenheit zur Äußerung. Dabei existiert keiner dieser Wirkungsbereiche des Museums losgelöst von allen anderen. Wissen, Emp- finden, Belehrung, Sinnstiftung usw. greifen vielmehr ineinander und sind funktional nicht zu trennen. Um das Museum und den medialen Wandel zu verstehen, den seine Virtualisierung darstellt, muss eine analytische Kategorie hinzugezogen werden, die
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Dinge – Nutzer – Netze Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Titel
Dinge – Nutzer – Netze
Untertitel
Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Autor
Dennis Niewerth
Verlag
transcript Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4232-6
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
428
Schlagwörter
Virtualität, Kulturerbe, Digitalisierung, Neue Medien, Kulturmanagement, Museumswissenschaft, Digitale Medien, Mediengeschichte
Kategorie
Medien
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