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Nach 1918
Diskurse des Kalten Krieges - Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
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Zahlreiche Texte der österreichischen Literatur nach 1945 inszenieren die Grenze zwischen den Blöcken in dramatisch zugespitzten Episoden als lebens- gefährliche Trennlinie. „Grenze“ meint hier stets eine territoriale Grenze, also eine Staats- oder Landesgrenze, und dabei „sowohl Grenzlinie wie den Grenz- raum“9. Eine Fokussierung auf dieses Motiv war für die österreichischen Schrift- stellerinnen und Schriftsteller naheliegend, da sich 750 Kilometer der Staats- grenze Österreichs direkt am Eisernen Vorhang befanden. Immer wieder beschreiben Romane, Erzählungen, Dramen etc. die Grenze unter den Vorzei- chen des Prekären, der Gefahr und des Todes. Nichtsdestotrotz wird in vielen Texten der „Eiserne Vorhang“ ‚aufgehoben‘, gelingt es den Protagonistinnen und Protagonisten einen Weg zu finden, den dickmaschigen Stacheldraht zu über- winden, um von der einen Seite zur anderen, – und manchmal auch wieder zurück –, zu gelangen (vgl. Kapitel  2: Reisen ins Rote). Dass der Vorhang nicht nur ein sprachliches Bild im Systemkonflikt war, darauf weist der Briefträger in Gefährliche Grenze hin. So warnt er die beiden Buben vor dieser prekären Zone: Darum sag ich euch ja, nehmt euch in acht! Seht ihr dort drüben den Jungwald? Dahinter der schwarze Strich ist älteres Holz und stellenweise recht dicht. Wo die- ser Wald aufhört, zieht sich die Grenzstraße, immer neben dem Stacheldrahtzaun hin. Da ist das Burgenland aus. (GG 157  f.) Im Weiteren beschreibt er die Wachtürme, von denen „die Grenzbesatzung der ungarischen Volksrepublik“ die Grenze beobachtet „und zwar verdammt scharf beobachtet, ob sich wohl niemand über die Grenze schleicht, weder hinüber noch herüber“ (GG 158). Ein zusätzliches Erschwernis beim Übertreten der Grenze seien noch die Scheinwerfer, die nächtlich den Grenzstreifen ausleuch- ten würden: „Wer in diesem Licht auftaucht, wird sofort beschossen“ (ebd.). Der Briefträger erzählt den Buben zwar von Geheimwegen über die Grenze, kons- tatiert jedoch, dass man genau wissen müsste, wo ein gefahrloses Übertreten der Grenze möglich sei, denn derjenige, der „es nicht weiß, schaut bald die Gras- wurzeln von untenher an“ und er prophezeit den Buben eine „pulverisierte Him- melfahrt“ (ebd.), sollten sie die im Todesstreifen verborgenen Minen auslösen. Als Metapher war der „Eiserne Vorhang“ in der zweiten Hälfte des 20.  Jahrhun- derts nicht neu. Er findet sich als Bild für eine unüberwindbare Grenze bereits in H.  G. Wells Roman The Food of the Gods (1904, dt. Die Riesen kommen). Die frühe die Mahnung. In: Claudia Ham (Hg.): Der Eiserne Vorhang. A Asfüggöny. Katalog zur Son- derausstellung, gemeinsam mit dem Militärhistorischen Museum, Budapest, 24.  April bis 20.  Juli 2001. Wien: Heeresgeschichtliches Museum 2001, S.  15–52. 9 Dieter Lamping: Über Grenzen. Eine literarische Topographie. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2001, S.  10. Der „Eiserne Vorhang“: Das Symbol des Kalten Krieges 23
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Diskurse des Kalten Krieges Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
Titel
Diskurse des Kalten Krieges
Untertitel
Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20380-3
Abmessungen
15.9 x 24.0 cm
Seiten
742
Kategorien
Geschichte Nach 1918
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