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Diskurse des Kalten Krieges - Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
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wegen eines Einbruchsdelikts aus einem (Ost-)Gefängnis entlassen wird, an der Bornholmer Straße, dem Grenzübergang, der ab 1961 die Bezirke Prenz- lauer Berg und Wedding verband, zum ersten Mal der Mauer ansichtig: „Das ist also die Mauer, die teure, moderne Mauer, zu deren Bau 9500 Kubikmeter Material verwendet worden sind, eine Menge, die ausgereicht hätte, fünfzig bis sechzig viergeschossige Wohnhäuser zu errichten.“ (LV 77) Knolle ist sowohl über die Beschaffenheit der Mauer als auch über die Materialkosten bestens informiert, die sich auf 21,5 Millionen D-Mark belaufen, wie der Text penibel auflistet: Für die Mauer 7,5 Millionen Mark Für den Stacheldraht 6,5 Millionen Mark Für Todes- und Schußstreifen 3,5 Millionen Mark Für Schlagbäume, Wachttürme, Lautsprecher, Telefonleitungen 4,0 Millionen Mark (LV 77  f.) Im Verlauf der Handlung verstrickt sich Knolle in ein zweifaches Agentennetz: Zunächst erpresst ihn das Ministerium für Staatssicherheit der DDR (SSD) zur Mitarbeit. Er soll den westdeutschen Financier von Fluchttunneln, den wohlha- benden Geschäftsmann Otto Fanzelau, in den Osten verschleppen. Zu diesem Zweck wird Knolle von Fluchthelfern durch einen Fluchttunnel, dessen Bau Simmel detailliert, bis hin zu den Kosten beschreibt (vgl. LV 38), in den Westen geschleust, wo er sich an den für den amerikanischen Geheimdienst tätigen Kommissar Prangel wendet, der Knolle wiederum zwingt, für den CIC zu arbei- ten, der die Entführung Fanzelaus verhindern will. Ähnlich wie in Der Spion, der aus der Kälte kam rückt die „Zweiseitigkeit der Geheimdienstmänner ins Zentrum der Geschichte“.65 Schließlich stellt sich heraus, dass der eigentliche Drahtzieher der Fluchttunnel der ostdeutsche Staatssicherheitsdienst ist, der sie dazu benützt, seine Agenten in den Westen senden. Auch in Uwe Johnsons Erzählung Eine Kneipe geht verloren (1965)66 und sei- nem Roman Zwei Ansichten (1965) wird Fluchthilfe zum Thema, allerdings weicht Simmel, im Gegensatz zu Johnson, „dem handfesten Effekt nirgends aus, selbst auf die Gefahr der Knalligkeit nicht“,67 wie Otto  F. Beer in einer Doppel- rezension 1966 bemerkt hat. Johnson, der Interviews mit Fluchthelfern führte,68 war die Thematik auch durch seine spätere Frau Elisabeth vertraut, die Ende 65 Otto F. Beer: Zweimal das zweigeteilte Berlin. In: Die Zeit, 7.1.1966. 66 Die Erzählung erschien 1965 in der ersten Nummer der von Hans Magnus Enzensberger her- ausgegebenen Kulturzeitschrift Kursbuch. 67 Beer: Zweimal das zweigeteilte Berlin, 7.1.1966. 68 Uwe Johnson: Ich wollte keine Frage ausgelassen haben. Gespräche mit Fluchthelfern. Berlin: Suhrkamp 2010. Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR 42 1 Die Grenze
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Diskurse des Kalten Krieges Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
Titel
Diskurse des Kalten Krieges
Untertitel
Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20380-3
Abmessungen
15.9 x 24.0 cm
Seiten
742
Kategorien
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