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Palacký's Politisches Vermächtniss
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19 Bedeckung seiner Bestrebungen mit dem Scheine des Rechtes und der Gerechtigkeit verleiten; denn so lange in den grossen Welt- kämpfen nicht jene Meinung verworfen wird, dass das Ueber- gewicht der rohen Gewalt die Quelle des internationalen Rechtes sei, kann man nicht gewärtigen, dass sich alle Menschen auch in ihren privaten Verhältnissen von dem Grundsatze: „Was du nicht willst, dass dir geschehe, das thue auch einem andern nicht,u welcher der Born jeglicher Tugend und Gerechtigkeit ist, leiten lassen werden. Niemand wird in Abrede stellen, dass auch das Kapital in den Händen des Reichen zum Nachtheile jener mis- braucht wird, die nur von ihrer Hände Arbeit zu leben genöthigt sind, und dass auch zwischen Fabrikanten und Arbeitern sich ähnliche Verhältnisse bilden, wie sie bis zum J. 1848 zwischen Gutsherren und Unterthanen bestanden, dass somit alles, was immer an diesen Verhältnissen Gewalt und Unrecht bedeutet, schliesslich den Anforderungen der Gerechtigkeit gemäss gesetzlich geregelt und reformirt werden muss. Hinsichtlich der Nothwendig- keit und des Zweckes einer derartigen Reform gibt es unter uns weder Streit noch Zweifel: allerdings jedoch hinsichtlich der Mittel und Wege, die zu derselben führen. Unter diesen wären die von den Anhängern der berüchtigten sogenannten „Internationale" beantragten, nämlich: die Aufhebung des Eigentumsrechtes, des Familienrechtes, des Erbrechtes u. s. w., nicht nur gottlos und sündhaft, sondern auch an und für sich thöricht und würden nicht zum Ziele führen. Gesetzt auch den Fall, der Communismus liesse sich ohne einen blutigen Krieg aller gegen alle realisiren, so würde er doch binnen kurzer Zeit das gesammte Menschengeschlecht einem Zustande der Verthierung zuführen und den Darwinschen Gedanken direkt umkehren; dem Socialismus aber kann man nur insoferne beipflichten, als er im Sinne der christlichen Ur- kirche oder der vormaligen Böhmischen Brüdergemeinde, woselbst Arm und Reich treulich ihre Solidarität fühlten und bereitwilligst einander Hilfe leisteten, erfasst und prakticirt wird. Da nicht alle Menschen von Natur aus gleich begabt sind, noch auch bei allen sich eine gleiche Thätigkeit, gleicher Fleiss und gleiche Wirt- schaftlichkeit, gleiche Strebungen und Leidenschaften zeigen: darum wird eine vollkommene Gleichheit aller Menschen, sowohl hinsichtlich der Arbeit, als auch hinsichtlich des Vermögens und Genusses, ewig eine Utopie sein und bleiben; und darum sollten sich auch verständige und gutgesinnte Leute nicht durch solche Theorien beirren lassen. Den Einwurf, den man oft zu hören be- kommt, dass auch die Arbeiter nicht durchwegs ohneMackel sind, dass ihre lautesten Wortführer grösstentheils selbst mehr nach Bequemlichkeit und Genuss als nach Arbeit, Ordnung und Recht trachten, will ich hier nicht erörtern. — Nicht viel geringer ist die Täuschung, welche in dem Gedanken liegt, dass das allge- meine Stimmrecht dem Arbeiterstande zu einer bessern Lage verhelfen würde. Vor allem stelle ich die Frage: Was ist eine allgemeine Abstimmung, und ist eine solche möglich? Genügt es überhaupt ein Mensch zu sein, damit man ein giltiges Votum 2*
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Palacký's Politisches Vermächtniss
Titel
Palacký's Politisches Vermächtniss
Autor
František Palacký
Ort
Prag
Datum
1872
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.0 x 23.6 cm
Seiten
42
Kategorien
Dokumente Geschichte
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