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zu bemächtigen und in der Monarchie einen einseitigen Racen-
despotismus zu begründen, welcher in einem vielsprachigen und
konstitutionellen Staate als politischer Nonsens (contradictio in ad-
jecto) keinen langen Bestand haben kann; die Deutschen und Ma-
gyaren aber wollen kein anderes Oesterreich, es sei denn eine
solche Despotie. Durch die Schuld dieser beiden Stämme, welche-
(wie im J. 1848) das Reich schon geradezu zu zerreissen bestrebt sind,
ist es auf der schiefen Ebene, welche zum Abgrunde führt, bereits
zu weit gegangen. Um meine Nation hege ich dabei nicht allzu-
grosse Befürchtungen. Gesetzt auch den Fall, es wäre ihr eine
neuerliche Prüfung durch Feuer und Eisen beschieden, so besitzt
dieselbe bereits einen hinreichend lebendigen und gesunden Kern,
um nicht der Prüfung zu erliegen, sondern in derselben zu regem
Leben unter welchen Verhältnissen immer wieder aufzuerstehen.
Obgleich die Deutschen in der Oeffentlichkeit bereits längst
meinen Namen nicht anders, denn mit Hohn und Schimpf zu er-
wähnen gewohnt sind, so vergelte ich ihnen doch nicht Gleiches mit
Gleichem, sondern ich kann sie nur aufrichtig bedauern, weil ihre
Moral je weiter desto mehr iip Sinken begriffen ist und sie sich zuse-
hends immer mehr von Leidenschaften beherrschen lassen. Nachdem
sie sich nicht mehr an das Beispiel und die Lehre ihrer ehemaligen
grossen Männer kehren, lassen sie sich einzig und allein von ihrer
entarteten Journalistik leiten und von zumeist jüdischen Schmöcken,
von Leuten, welche leider ohne Gewissen und Scham sind, weder
auf Wahrheit noch auf Recht ihr Augemerk richten, sondern le-
diglich ihrem eigenen augenblicklichen Erfolg und Vortheile,
so wie der eitlen Gunst der Leser nachstreben, so dass sie um die
Wette sich bemühen, den Leidenschaften derselben, ihrem natio-
nalen Stolze, ihrer Herrschsucht und Schimpfwuth zu fröhnen und
zu schmeicheln.*) Die jüdische Race überhaupt, welche erst in un-
seren Tagen emancipirt wurde, herrscht nach Art aller Emanci-
pirten — seltene, und allezeit willkommene Ausnahmen stossen
die Regel nicht um — in Deutschland bereits jetzt allgemein;
denn die öffentliche Meinung nimmt nicht bloss in Wien die
Richtung, welche ihr vorzugsweise die Juden vorschreiben. Ihnen
genügt ebenso, wie ihrem Prototype Shylok, überall und in allem
lediglich die Legalität; was in der moralischen Welt darüber hinaus
geht, eine edle, grossmüthige und ritterlich ehrenhafte Gesinnung,
ist ihnen gänzlich unbekannt, ja sie wollen dieselbe, als wäre
sie ein Aberglaube, gar nicht kennen; alles, was im Laufe der
Jahrhunderte sich historisch herangebildet und gefestigt, ist ihnen
ein Greuel, weil die Geschichte ihnen nirgends Titel für ihre Ge-
lüste und Prätensionen liefert; „die edlen Raubthiertriebe"
*) Unter den europäischen Nationen, welche ich kenne, zeichnen sich
vor den andern durch eine besondere Virtuosität aus: die Magyaren im Flu-
chen, die Deutschen im Schimpfen. Um Energie und Zorn zu zeigen flucht der
Magyare, der Deutsche schmäht und schimpft. Der Magyare erleichtert bloss
sein Herz durch Fluchen, auch ohne anderweitige Absicht: wenn aber der
Deutsche schimpft, dann schmäht und beleidigt er immer mit Vorbedacht, am
liebsten den Slaven.
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Buch Palacký's Politisches Vermächtniss"
Palacký's Politisches Vermächtniss
- Titel
- Palacký's Politisches Vermächtniss
- Autor
- František Palacký
- Ort
- Prag
- Datum
- 1872
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.0 x 23.6 cm
- Seiten
- 42
- Kategorien
- Dokumente Geschichte