Seite - 37 - in Palacký's Politisches Vermächtniss
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darf, und dass ich bereits Worte des letzten Vermächtnisses und
Abschiedes niederschreibe. Damit meine zahlreichen Freunde meine
Gesinnung vollständig kennen lernen, und damit gar kein Miss-
verständniss Platz greifen könne, habe ich mich stellenweise viel-
leicht in überflüssige Erörterungen eingelassen. Ich halte dafür,
dass ich mich wenigstens in genügender Weise ausgesprochen habe;
der gutmüthige Leser wird auch meine Fehltritte und Mängel milde
beurtheilen. Dass meine bekannten Feinde — nach Richelieu's
Maxime: „Donnez-moi deux lignes d'un homme, et je vous le
ferai pendre" (gebt mir zwei Zeilen von einem Manne und ich werde
ihn Euch an den Galgen bringen) und nach ihrer alten Gewohn-
heit — nicht ermangeln werden, mich anzuklagen und — vielleicht
auch in's Kriminal — zu verurtheilen, das sehe ich mit ziemlicher
Euhe voraus und werde auch gar nicht mit ihnen rechten.
Ich hätte allerdings noch Manches auf dem Herzen, bevor
ich mir für immer Stillschweigen auferlege: allein ich fürchte- sowohl
den Leser durch meine Redseligkeit zu ermüden, als auch mir die
Zeit, die für eine andere Arbeit bemessen ist, welche die Nation
mit Recht von mir fordert und erwartet, allzusehr zu schmälern.
Mein letztes Wort ist der herzliche und heisse Wunsch, dass
meine lieben Stammgenossen in Böhmen und Mähren, sie mögen
welche Stellung immer einnehmen, niemals aufhören, sich selbst,
der Wahrheit und Gerechtigkeit treu zu bleiben!
Zu Ende geschrieben in Maleö, am 31. Juli 1872.
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Palacký's Politisches Vermächtniss
- Titel
- Palacký's Politisches Vermächtniss
- Autor
- František Palacký
- Ort
- Prag
- Datum
- 1872
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.0 x 23.6 cm
- Seiten
- 42
- Kategorien
- Dokumente Geschichte