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Situationsspezifische mathematische Kompetenzen von (angehenden) frühpädagogischen Fachkräften.
Eine vergleichende qualitative Analyse von Gruppen mit unterschiedlichen Qualifikationsstufen
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ElFo – Elementarpädagogische Forschungsbeiträge (2020), 2 (1), S. 2-11
Was an dieser Stelle in Hinsicht auf die adaptiven materialgestützten Settings zu erwähnen sei, ist, dass
sich keine der Gruppen zu Spiel- oder Lernmaterialien wie zum Beispiel Zahlenland (Preiß, 2004) oder
Mathe Kings (Hoenisch & Niggemeyer, 2004) oder gleiches Material in großen Mengen (Lee 2010)
äußerten.
Zusammenfassend stellte sich heraus, dass die eigene Handlungsplanung und die wahrgenommenen
Handlungsmöglichkeiten mithilfe des konkreten möglichen Handelns beschrieben wurden, ohne dies
mit theoretischen oder empirischen Grundlagen zur Bestimmung guter frühpädagogischer Praxis
explizit zu begründen.
Auffällig war bei der Gruppe der SozialassistentInnen die Fokussierung auf die Einschätzung des
Wissens- und Entwicklungsstandes des Kindes. Dies deutet einerseits, wie bereits erwähnt, auf die
Herausforderung der Gestaltung einer Lerninteraktion für eine heterogene Lerngruppe hin,
andererseits könnte dies auch auf ein anderes pädagogisches Verständnis wie zum Beispiel auf eine
„Vermittlungsdidaktik“ (Schmitt & Schwentesius, 2017, S. 272) hindeuten.
Dass alle Gruppen sich hauptsächlich auf die mathematik-didaktischen Wissensbereiche fokussierten,
kann, betrachtet man die Subkategorien dieser Kategorien, positiv interpretiert werden, da viele
Aspekte der Lernbegleitung dahingehend zu finden sind. Dies spricht dafür, dass die TeilnehmerInnen
viel Wert auf die Interaktionsgestaltung legten und den Kindern Freude und Spaß an den
Bildungsinhalten näherbringen wollten. Inwiefern die TeilnehmerInnen die spezifischen
mathematischen Bildungsbereiche förderten, konnte in diesem Vorhaben nicht aufgezeigt werden.
Interessant ist auch, dass die inhaltliche Bewertung der Situationen aus den Video-Vignetten von allen
Gruppen uneinheitlich war. Konkludierend bedeutet dies, dass es an einem gemeinsam geteilten
Kriterium für die Beurteilung mathematischer Situationen fehlt. Die gewählten Kriterien bei der
Bewertung sind von den eigenen biografischen Erfahrungen und der eigenen Haltung abhängig.
Fazit
Die Untersuchung konnte aufzeigen, dass es Unterschiede in der Wahrnehmung von mathematischen
Alltagssituationen gibt und die Wahrnehmung auch abhängig von dem Qualifikationsniveau ist. Die
Wahrnehmung unterscheidet sich hauptsächlich hinsichtlich der Tiefe der Aussagen und der
Begründungsargumentation. Außerdem stellte sich heraus, dass die eigenen wahrgenommenen
beruflichen Anforderungen Auswirkungen auf die Handlungsmöglichkeiten und Handlungsplanung
haben. Aus diesen Ergebnissen lassen sich einige Ausblicke formulieren.
Da Kompetenz als erlernbar gilt und sich im Laufe der Ausbildung oder Berufstätigkeit ausbildet, wäre
es sinnvoll, diese Prozesse mit Aus- oder Weiterbildungen im Bereich Mathematik zu begleiten.
Im Zuge der Aus- und Weiterbildung sollten alle Fachkräfte ein differenziertes mathematisches
Handlungsrepertoire aufbauen, das über den eigenen Erfahrungshintergrund hinausreicht. Die eigene
Handlung mit der eigenen Lernbiografie zu begründen, erscheint nachvollziehbar, ist aber nicht
unbedingt professionell. Dieses Handlungsrepertoire sollte das fachwissenschaftliche
Hintergrundwissen und die fachdidaktischen Überlegungen berücksichtigen. Die Aussagen aller
Fachkräfte wiesen keine besondere Systematik zum Beispiel in Hinsicht der Einschätzung des Lern- und
Entwicklungsstandes des Kindes bzw. der Kinder oder der entsprechenden Planung einer
mathematischen Lernsituation auf. Möglicherweise werden die Fachkräfte in ihrer Ausbildung eher als
ElFo
Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, Band Jahrgang 2 / Heft 1 / 2020
- Titel
- ElFo
- Untertitel
- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge
- Band
- Jahrgang 2 / Heft 1 / 2020
- Herausgeber
- Lars Eichen
- Eva Pölzl-Stefanec
- Ort
- Graz
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 36
- Kategorien
- Zeitschriften ElFo- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge