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Institutioneller Kinderschutz in Krippe und Kita als Gelingensfaktor für Partizipation
im pädagogischen Alltag
ElFo – Elementarpädagogische Forschungsbeiträge (2021), 3 (1), S. 21-31
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• Umgang und Vermeidung von Diskriminierungen und Disziplinierungsmaßnahmen (z. B.
Foucault, 2017; § 1631 BGB; Wolff, 2015)
Das Thema Kinderschutz sollte bereits in Vorstellungsgesprächen, in der Einarbeitungszeit
neuer Fachkräfte und in Mitarbeitergesprächen besprochen werden, um dessen Relevanz zu
betonen und nachhaltig zu verankern. Damit Kinder zu ihren Rechten gelangen, sollten diese
im Leitbild des Trägers aufgeführt und ein grenzachtender und gewaltfreier Umgang mit Kin-
dern proklamiert werden. Das Team sollte eine Definition von Partizipation des Kindes für den
pädagogischen Alltag entwickeln. Darüber hinaus sollten
• die Reflexion und Regulierung des ungleichen Machtverhältnisses zwischen Erwachsenem
und Kind (Hansen & Knauer, 2016; Pfiffner & Walter-Laager, 2017),
• die Etablierung eines standardisierten Beschwerdemanagements für Kinder und Erwach-
sene (Hansen & Knauer, 2016; Sturzenhecker et al., 2010),
• die Schaffung förderlicher Rahmenbedingungen im Kita-Team (Fehlerkultur, Feedbackkul-
tur, kollegiale Beratung, Intervision, Supervision und Fortbildung) (Maywald, 2017) und
• ein standardisierter Leitfaden zum Umgang mit a) Verdachtsmomenten der Kindeswohlge-
fährdung durch pädagogische Mitarbeitende und b) den Meldepflichten nach den §§ 8a
und 47 SGB VIII
zu den essentiellen Bausteinen eines sinnvollen, institutionalisierten Schutzkonzeptes gezählt
werden.
Ausblick
Die Etablierung institutioneller Schutzkonzepte ist ein wichtiges Zeichen sowohl für die Fami-
lien, die ihre Kinder den Kitas anvertrauen als auch für die pädagogischen Fachkräfte, die die
Kinder betreuen und deren Alltag maßgeblich beeinflussen. Es hat aber auch eine gesamtge-
sellschaftliche Dimension, die zeigt, dass einerseits die einzelnen Kitas und ihre Träger ande-
rerseits sich selbst in die Lage versetzen können, innerhalb ihrer eigenen Einrichtungen genau
hinzuschauen, Versäumnisse im institutionellen Kinderschutz abzubauen, Verantwortung zu
übernehmen und den Diskurs über die Qualität ihrer Einrichtungen selbst mitzugestalten.
Ist das Kind aktiver Akteur in allen Angelegenheiten, die es betrifft, werden ihm förderliche
Bedingungen oder Gelegenheiten zur Mitwirkung angeboten und wird die bereits gesetzlich
geregelte, verbindliche Beteiligung in die Praxis umgesetzt, könnte ein wesentliches Ziel aktu-
eller frühpädagogischer Arbeit bereits erfüllt und der Schutz bzw. die Stärkung des Kindes ge-
geben sein.
Förderliche Beteiligungsindikatoren können zurzeit nur normativ gesetzt, dabei jedoch theo-
riegeleitet plausibilisiert werden. Eine empirisch abgesicherte Festlegung solcher Indikatoren
müsste nachgelagert durch Wirk- und Beobachtungsstudien erfolgen, um die in der Praxis z. T.
sehr unterschiedliche Umsetzung von Partizipation und hergestellten Machtverhältnisse als
mehr oder weniger gelingend messbar zu machen. Eine intensive Auseinandersetzung mit
dem Konzept der Partizipation und seiner Operationalisierung seitens der Fachwissenschaften
ist ebenfalls dringend gefragt. Wirk- und Beobachtungsstudien sind unverzichtbar. Inwiefern
ElFo
Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, Band Jahrgang 3 / Heft 1 / 2021
- Titel
- ElFo
- Untertitel
- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge
- Band
- Jahrgang 3 / Heft 1 / 2021
- Herausgeber
- Lars Eichen
- Eva Pölzl-Stefanec
- Ort
- Graz
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 109
- Kategorien
- Zeitschriften ElFo- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge