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Konzeptdialoge als Instrument zur Erfassung kindlicher Präkonzepte und Vorstellungen zu
Naturphänomenen. Am Beispiel der Stabilität von Brücken
ElFo – Elementarpädagogische Forschungsbeiträge (2021), 3 (1), S. 32-49
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vorgenommen. Im Paradigma der Phänomenographie bedeutet das trotzdem nicht, dass an-
dere Erlebensweisen und Wahrnehmungen falsch sind, sondern lediglich, dass diese Erlebens-
weisen nicht bzw. nur zu einem bestimmten Grad der fachlichen Deutung bzw. dem (Lern-)Ziel
entsprechen (Åkerlind, 2005; Purdie & Hattie, 2002).
Als Kriterien für phänomenographische Kategorien nennen Marton und Booth (1997, S. 125)
folgende:
• Die einzelnen Kategorien sollen jeweils in einem deutlichen Verhältnis zu dem Phänomen
stehen, auf das sie sich beziehen, sodass jede Kategorie etwas Bestimmtes über das
Phänomen aussagt.
• Die Kategorien stehen in einem logischen Verhältnis zueinander und sind in der Regel
hinsichtlich ihrer Komplexität und Inklusivität einer Hierarchisierung zugänglich.
• Das Kategoriensystem ist auf das Wesentliche reduziert.
Die Ergebnisse in den phänomenographischen Beschreibungskategorien geben somit Orien-
tierung für eine empirisch fundierte Beschreibung von verständnisbezogenen Kompetenzent-
wicklungen hinsichtlich der Wahrnehmung und Vorstellungen von Kindern zum Phänomen
(und dem damit verknüpften Lerngegenstand). Darüber hinaus ergeben sich aus (fach-)didak-
tischer Perspektive Möglichkeiten der Reflexion hinsichtlich der Vorstellungen und Konzepte
der Kinder und des Einordnens dieser Konzeptualisierungen vor dem fachlichen Hintergrund.
Anknüpfend an die Vorstellungen und Konzeptualisierungen zum Phänomen und zu (natur-
wissenschaftsbezogenen) Verstehensweisen kann eine Vertiefung und Erweiterung erfolgen,
um eine naturwissenschaftliche Sicht auf das Phänomen anzubahnen.
Entwicklung phänomenographischer Kategoriensätze
Für die phänomenographische Auswertung gibt es kein einheitliches Vorgehen. In der Litera-
tur erfolgt häufig eine Unterteilung in vier bis sieben Schritte. Dabei ist die Anzahl der Schritte
für die Kategorienentwicklung nicht ausschlaggebend, da insgesamt vergleichbare Teilaspekte
bearbeitet werden (Han & Ellis, 2019). Die in diesem Beitrag dargestellte Auswertung erfolgte
– orientiert an Veith (2021) – in den folgenden sechs Schritten:
In einem ersten Schritt (vertraut machen) wurden die Konzeptdialoge in Anlehnung an die
Transkriptionsregeln für die computerunterstützte Auswertung (Kuckartz, 2012) transkribiert
und mithilfe der Videoaufnahme korrigiert. Zusätzlich wurden auch nonverbale Aspekte (bei-
spiesweise mit dem Kopf schütteln, auf ein Bild im Konzeptdialog zeigen und Handlungen der
Kinder, z. B. Papier falten) im Transkript mit aufgenommen. Das erste Vertrautmachen durch
die Transkription wurde im Rahmen der initiierenden Textarbeit (Kuckartz, 2012) intensiviert.
Während des wiederholten Lesens wurden im zweiten Schritt (Erfassung) wichtige Textstellen
markiert und Memos2 geschrieben, in denen festgehalten werden konnte, welche
2 Memos sind Aufzeichnungen, Anmerkungen, Kommentare und Notizen der Forschenden. Sie können Ideen, Gedanken und
Hypothesen enthalten. Das systematische Verfassen von Memos innerhalb des Forschungsprozesses gilt als Hilfsmittel zur
Strukturierung des Forschungsprozesses (Kuckartz, 2010).
ElFo
Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, Band Jahrgang 3 / Heft 1 / 2021
- Titel
- ElFo
- Untertitel
- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge
- Band
- Jahrgang 3 / Heft 1 / 2021
- Herausgeber
- Lars Eichen
- Eva Pölzl-Stefanec
- Ort
- Graz
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 109
- Kategorien
- Zeitschriften ElFo- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge