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Einstellungen pädagogischer Fachkräfte zur Altersmischung in Krippengruppen
ElFo—Elementarpädagogische Forschungsbeiträge (2019), 1 (2) S. 7-19
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pädagogischen Alltag bedeutsam ist, den individuellen Bedürfnissen der Kinder nachzukommen. Dies
kann insbesondere bei älteren Kindern als schwierig angenommen werden, da bei ihnen eventuell ein
größeres Maß an kognitiven Anregungen nötig ist, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Zum anderen
kann angenommen werden, dass insbesondere die Pflege jüngerer Kinder recht zeitintensiv ist und
somit weniger Zeit zur Verfügung steht, den Anforderungen der älteren Kinder gerecht zu werden
(Niesel & Wertfein, 2009). Insgesamt weisen die vergleichsweise hohen Standardabweichungen darauf
hin, dass bei den Fragen zu Anforderungen mehr Varianz in den Antworten vorliegt.
Demgegenüber schätzen die befragten Fachkräfte den Stellenwert von Kind-Kind-Interaktionen in den
altersgemischten Krippengruppen nahezu ausschließlich positiv ein. Diese Einstellung ist insofern
relevant, um eben jene Spielsituationen und Interaktionen zwischen den Kindern wertzuschätzen und
anzuregen. Nach der Einschätzung der pädagogischen Fachkräfte profitieren jüngere Kinder in der
Nachahmung der Verhaltensweisen der älteren Kinder, denn sie lernen in altersgemischten
Krippengruppen sowohl die Spielfähigkeiten als auch das Sozialverhalten der älteren Kinder kennen.
Entsprechend der vorangegangenen Analyse wird deutlich, dass die pädagogischen Fachkräfte
erwarten, dass die älteren Kinder durch die gegebene altersgemischte Gruppenstruktur ihre sozialen
Fähigkeiten entwickeln, indem sie auf die jüngeren Kinder Rücksicht nehmen oder ihnen Dinge
erklären.
Durch dieses Einstellungsbild wird deutlich, dass sich die in der Fachliteratur postulierten Erwartungen
für die Entwicklung der Kinder in altersgemischten Betreuungsgruppen in den Einstellungen der
befragten Fachkräfte widerspiegeln (u. a. Niesel & Wertfein, 2009; Nied et al., 2011, Haug-Schnabel &
Bensel, 2010; Wüstenberg & Schneider, 2008; Friebel et al., 2014).
Die Ergebnisse dienen, resultierend aus der relativ geringen Stichprobengröße von 65 pädagogischen
Fachkräften, als explorative Annäherung an das Thema Einstellungen zur Altersmischung in
Krippengruppen und geben Anlass, die Einstellungen zu den An- und Herausforderungen der
Altersmischung für die pädagogischen Fachkräfte näher zu thematisieren. Insgesamt zeigt sich, dass
der Stellenwert der Altersmischung von den Fachkräften als hoch angegeben wird.
Abschließend muss auf folgende Limitationen hingewiesen werden: Ausgehend von der
Stichprobengröße von 65 pädagogischen Fachkräften kann nicht auf die Grundgesamtheit geschlossen
werden. Ebenso wurden die Einstellungen der Fachkräfte lediglich deskriptiv betrachtet, ob sich
Zusammenhänge mit personellen Merkmalen wie beispielsweise Berufserfahrung oder Alter der
Fachkräfte identifizieren lassen, bietet Ansatzpunkte für zukünftige Forschung. Zudem bleibt offen,
inwieweit sich die Einstellungen in der realisierten pädagogischen Qualität widerspiegeln. Wenige
bisherige Studienbefunde verweisen darauf, dass Kinder in Gruppen mit einer größeren Altersspanne
tendenziell eine geringere prozessuale Qualität erfahren (u. a. Tietze et al. 2013; Bensel et al., 2015).
ElFo
Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, Band Jahrgang 1 / Heft 2 / 2019
- Titel
- ElFo
- Untertitel
- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge
- Band
- Jahrgang 1 / Heft 2 / 2019
- Herausgeber
- Lars Eichen
- Eva Pölzl-Stefanec
- Ort
- Graz
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 77
- Kategorien
- Zeitschriften ElFo- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge