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Armut als zentrales Problem für frühpädagogische Organisationen?
ElFo—Elementarpädagogische Forschungsbeiträge (2019), 1 (2) S. 42-52
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Einleitung
Im Rahmen des aktuellen bildungspolitisch induzierten Transformationsprozesses im
frühpädagogischen Feld (Jergus & Thompson, 2017) sollen Kindertagesstätten – so die
bildungsprogrammatischen Imperative – durch „Bildung von Anfang an“ Chancengleichheit „für alle“
befördern und dadurch soziale Ungleichheiten abbauen (siehe hierzu auch Fthenakis, Griebel, Niesel
& Wustmann, 2007; kritisch: Krönig, 2018; Kunert, 2015). Dabei stellt die Unterstützung
armutserfahrener Familien historisch betrachtet eine grundlegende Aufgabe kindheitspädagogischer
Organisationen dar (Franke-Meyer & Reyer, 2019; 2015), die nun aber mit veränderten Vorzeichen,
von Betreuung zu „Bildung“, betrieben werden soll.
Davon ausgehend, dass die Struktur und die Praxis der frühpädagogischen Bearbeitung von Armut
näher verstanden werden sollten, bietet dieser Beitrag einen rekonstruktiven Zugang an, der vor einer
normativen und professionsbezogenen Einordnung steht (auch: Simon, Prigge, Lochner & Thole, i. E.).
Im vorliegenden Beitrag wird daher der Frage nachgegangen, wie in diesem Kontext Armut und „die
Armen“ von Fachkräften konstruiert werden und welche professionellen Interventionen die Fachkräfte
entwerfen.
Hierfür wird eine Gruppendiskussion mit Fachkräften rekonstruiert. Daran anknüpfend werden
ausgewählte organisationsethische und professionsbezogene Theorien angeboten, die als normative
Kritikfolien an feldspezifischen Armutskonstruktionen und als befähigungs- und
entwicklungsorientierte Gegenhorizonte dienen können.
Exemplarische Rekonstruktion einer Gruppendiskussion von Fachkräften
zweier Kindertageseinrichtungen
Methodisches Vorgehen
Grundlage der folgenden empirischen Rekonstruktion ist eine Gruppendiskussion mit sechs
pädagogischen Fachkräften zweier Einrichtungen in Süddeutschland. Die Teilnehmenden der
Gruppendiskussion setzten sich aus zwei Realgruppen zusammen, die in verschiedenen Einrichtungen
eines Trägers tätig sind. Unter ihnen waren leitende Mitarbeitende und solche ohne Leitungsfunktion.
Außer einer Person mit akademischer Qualifikation (BA Kindheitspädagogik) hatten die
Teilnehmenden einen Berufsabschluss als Erzieherin oder Erzieher. Die beforschten Einrichtungen
wurden auf Basis eines Sozialdatenatlas ausgewählt, wobei diejenigen Stadträume fokussiert wurden,
welchen anhand sozialräumlicher Daten eine Kumulierung an von Armut betroffener Familien
zugewiesen wurde.
Die offen gestaltete Moderation anhand von Leitfragen eröffnete den Teilnehmerinnen und
Teilnehmern die Möglichkeit, den Gegenstand der Diskussion in gemeinsamen
ElFo
Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, Band Jahrgang 1 / Heft 2 / 2019
- Titel
- ElFo
- Untertitel
- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge
- Band
- Jahrgang 1 / Heft 2 / 2019
- Herausgeber
- Lars Eichen
- Eva Pölzl-Stefanec
- Ort
- Graz
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 77
- Kategorien
- Zeitschriften ElFo- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge