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Aufnahmekriterien frühpädagogischer Betreuungseinrichtungen im Vergleich
ElFo—Elementarpädagogische Forschungsbeiträge (2019), 1 (2) S. 53-62
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Tagespflege besucht. Innerhalb der letzten elf Jahre haben sich die Betreuungsplätze von etwa 287.000
auf 762.361 erhöht (Autorengruppe Bildungsberichterstattung, 2018). Diese „beispiellose
Expansionsdynamik in der bundesdeutschen Geschichte der Kindertagesbetreuung“ (Autorengruppe
Bildungsberichterstattung, 2018, S. 68) zeigt, dass für eine stetig steigende Zahl von Kindern die
außerfamiliäre Betreuung zur Bildungsbiografie gehört. Ferner liegt ein Ungleichgewicht zwischen
elterlichen Betreuungswünschen und tatsächlichem Platzangebot vor, welches sich darin äußert, dass
die Nachfrage höher ist als das Angebot und somit nicht alle Eltern ihre Betreuungswünsche umsetzen
können (Alt, Berngruber & Pötter, 2016). Obwohl sich erste Effekte des Ausbaus verzeichnen lassen,
zeigen sich noch immer regionsspezifische Engpässe in der Bereitstellung von Betreuungsplätzen, die
dazu führen, dass 15 % der befragten Eltern angeben, aufgrund des unzureichenden Platzangebots die
Betreuung ihres Kindes selbst zu übernehmen (Alt, Hubert & Steinberg, 2015). Dass nicht alle Eltern
ihre Betreuungswünsche in eine Inanspruchnahme überführen können, wird in Teilen durch
spezifische Zugangshürden erklärt. Lokhande (2013) führt beispielsweise strukturelle Aspekte wie
unpassende Öffnungszeiten, die Entfernung zur Betreuungseinrichtung oder auch qualitative und
kulturell-religiöse Vorbehalte an. Während die meisten Untersuchungen die Nachfrageseite (die der
Eltern) und hier insbesondere sozio-demografische Faktoren wie den Bildungsstatus oder den
Migrationshintergrund zur Erklärung von Unterschieden in der Inanspruchnahme heranziehen (für
einen Überblick: Burghardt, 2019), liegen kaum Untersuchungen vor, die sich der Angebotsseite
widmen. Insbesondere liegt bislang für Deutschland kein empirisches Wissen über Aufnahmekriterien
von frühkindlichen Betreuungseinrichtungen vor. Der vorliegende Beitrag möchte zur Schließung
dieser Forschungslücke beitragen, indem sowohl die Aufnahmekriterien von Kindertageseinrichtungen
als auch von Tagespflege analysiert und verglichen werden.
Theoretischer Hintergrund und Forschungsstand
Die Inanspruchnahme außerfamiliärer Betreuung steht mit diversen Einflussgrößen in Verbindung.
Dem Beitrag liegen die theoretischen Annahmen des Accommodation-Models von Meyers und Jordan
(2006) zu Grunde, da hier sowohl ökonomische als auch sozialökologische Annahmen vereint und
erweitert werden.
Während in ökonomischen Theorien die Erwerbstätigkeit der Mutter beziehungsweise der
Wiedereinstieg in den Beruf als zentrale Größen benannt werden (Kreyenfeld & Krapf, 2010) und
argumentiert wird, dass Eltern eine rationale Entscheidung treffen (Boudon, 1974), die in Teilen auch
als Investition in das Humankapital ihres Kindes zu sehen ist (Bourdieu, 1996), betonen sozial-
ökologische Modelle das soziale Gefüge und die reale Lebenssituation, in der Eltern sich befinden
(Bronfenbrenner, 1986). Neben soziodemografischen Faktoren wie Bildungsstatus,
Migrationshintergrund und Einkommen werden die Einstellungen und Erwartungen der Eltern als
ElFo
Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, Band Jahrgang 1 / Heft 2 / 2019
- Titel
- ElFo
- Untertitel
- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge
- Band
- Jahrgang 1 / Heft 2 / 2019
- Herausgeber
- Lars Eichen
- Eva Pölzl-Stefanec
- Ort
- Graz
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 77
- Kategorien
- Zeitschriften ElFo- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge