Seite - 12 - in Else Feldmann: Schreiben vom Rand - Journalistin und Schriftstellerin im Wien der Zwischenkriegszeit
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12 SchreibenzwischenAufbruchundUntergang
SchlÀgt in ihrenRomanen,denmeisten ihrerErzÀhlungensowiedem1916
anderVolksbĂŒhneuraufgefĂŒhrtenTheaterstĂŒckDerSchrei,denniemandhört!
derAusbruchsversuchausBegrenztheitundgesellschaftlicherMarginalisierung
fehl, sogelingtesderAutorinselbst, sichâtrotzdesschwierigensozialenund
politischenUmfeldsâdurch ihrSchreibendavonzuemanzipierenundsich in
demLiteratur-undKulturbetriebderZwischenkriegszeitals Journalistinund
Schriftstellerinzupositionieren.
AlsFrauerst seitkurzerZeitâzudenProblemenderRealitĂ€tzugelassenâ,wie
GinaKaus1929inZusammenhangmitderZunahmeweiblicherAutorenschaft
formulierthat,gelingtesFeldmanndemnachânochbevorinDeutschlandund
ĂsterreichdurchdenUmsturzderBodenfĂŒrverĂ€nderteLiteraturproduktion
und-rezeptionbereitetwirdâ schonsehr frĂŒh, indembisdahinmĂ€nnlich
dominiertenUmfeldFuĂzufassenundmitAuswahlundArtderUmsetzung
ihrerThemendenTypderSchriftstelleringewissermaĂenzuantizipieren,der
ErikaMann1931âfĂŒrdenAugenblickderaussichtsreichstezuseinscheintâ:
Die Frau, die Reportagemacht, in AufsĂ€tzen,TheaterstĂŒcken, Romanen. Sie bekennt
nicht, sie schreibt sichnicht die Seele aus demLeib, [âŠ]die Frauberichtet, anstatt zu
beichten.Fast ist es, alsĂŒbersetze sie:DasLeben indieLiteratur, inkeineungemeinho-
he,aberdochineinebrauchbare,anstÀndige,oft liebenswerte.4
Feldmannbezieht in ihren journalistischenTextenungeachtetdervonEgon
ErwinKisch imSinneder âNeuenSachlichkeitâ fĂŒrdieReportage geforder-
tenâunbefangenenZeugenschaftâ5 zwardezidiert Stellung, rechtfertigtund
bekenntsichzurTendenzâeinMerkmal,dasdieSozialreportagevonderRe-
portage imĂŒblichenSinnunterscheidetâ; trotzdemmĂŒssenihreArbeitenaber
auchimKontextderneusachlichenBewegunguntersuchtwerden.
Sokonstituiert sich inElseFeldmannsâprĂ€zise[n]Erkundungeneines lite-
rarischbisdahinunbekannten,geradezuverbotenenGelĂ€ndesâeinâvonden
entzĂŒndetenRĂ€ndern[âŠ],SpitĂ€lern,WaisenhĂ€usern,Bordellenâ6 aus inden
BlickgenommenesBilddermodernenGroĂstadt,wobeiderBeschreibungdes
Raumesnichtnur imSinnevonFoucaultsHeterotopienâ âanderenRĂ€umenâ,
diesichzugleichinnerhalbundauĂerhalbderGesellschaftbefindenâ,sondern
4 ErikaMann:FrauundBuch. (1931) In: Irmelav.derLĂŒhe,UweNaumann(Hg.):ErikaMann:
BlickeĂŒbermOzean.AufsĂ€tze,Reden,Reportagen.Reinbek.Rowolth2000.S. 84ff.Hier:S. 84.
5 EgonErwinKisch:DerrasendeReporter(Vorwort). In:AntonKaes(Hg.):WeimarerRepublik.
ManifestundDokumentezurdeutschenLiteratur.Stuttgart.Metzler1983.S. 319â321.Hier:
S. 319.
6 Karl-MarkusGauĂ:Neuentdeckt.ElseFeldmann:LeibderMutter. In:DieZeitonlinehttp://
www.zeit.de/1993/46/Vorstadtengel (Stand:30.10.2009).
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0 | CC BY-NC-ND 4.0
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Else Feldmann: Schreiben vom Rand
Journalistin und Schriftstellerin im Wien der Zwischenkriegszeit
- Titel
- Else Feldmann: Schreiben vom Rand
- Untertitel
- Journalistin und Schriftstellerin im Wien der Zwischenkriegszeit
- Autor
- Elisabth H. Debazi
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21213-3
- Abmessungen
- 15.8 x 23.4 cm
- Seiten
- 306
- Schlagwörter
- L
- Kategorie
- Biographien